Pracht und Verfall in den Gassen Havannas
Liebe Leser,
ich freue mich, euch wieder auf meinem Reiseblog begrüßen zu dürfen. Wie ihr wisst neigt sich unsere Kubareise dem Ende zu, und die letzten Tage auf dieser einzigartigen Insel haben wir in Havanna verbracht. Havanna – die Hauptstadt Kubas – wurde 1515 gegründet und war in früheren Jahren die größte und bedeutendste Hafenstadt der Karibik. Durch den Zuckerexport aber auch den Handel mit Sklaven wurden sehr große Umsätze erziehlt. Havanna wuchs zu einer reichen und prunkvollen Stadt heran. Diese ehemalige Pracht sieht man der Stadt auch heute noch an. Wie überall in Kuba hat die lange Wirtschaftskrise und der allgegenwärtige Mangel auch hier tiefe Spuren hinterlassen, aber trotzdem ist Havanna nicht vergleichbar mit anderen kubanischen Städten. Besonders die historische Innenstadt wurde mithilfe von Fördergeldern wieder sehr schön restauriert. Die Häuser sind höher, das Leben spielt hier schneller als in den anderen Teilen des Landes. Die Stadt scheint gerade jetzt im Aufbruch zu sein.
Havanna als letzten Punkt und Abschluss unserer Reise zu wählen war eine gute Idee. Trotz allem was ich in den letzten Wochen schon von Kuba gesehen und erlebt habe, beeindruckt mich diese Stadt sehr. Es liegt ein sehr starker Kontrast vor, zwischen den sehr reichen und prunkvollen Gebieten, die direkt an stark verfallende Viertel grenzen. Das glänzende Zentrum wird von Touristen aus aller Welt durchströmt, aber schon in den Nebengassen ist die Armut sehr auffällig. Unsere Casa zum Beispiel liegt nur 10 Minuten Fußweg vom historischen Zentrum entfernt, und schon hier stapelt sich der Müll auf den Straßen und die Fassaden fallen in sich zusammen. Mitten in der Stadt stehen überall Ruinen, in denen teilweise immernoch Menschen leben, und direkt daneben sieht man hochaufwändig restaurierte Fassaden. Vielleicht lässt sich das schwer in Worte fassen, aber Havanna hat einen unwirklich scheinenden Kontrast zu bieten.
Die Menschen scheinen auch viel beschäftigter zu sein als überall sonst in Kuba. Natürlich gibt es auch hier die typischen Kubaner die den ganzen Tag nur vor ihrem Haus sitzen und schauen. Aber die meisten beschäftigen sich, und versuchen mit allen Mitteln Geld zu verdienen. Überall sieht man Verkäufer, die die Waren auf ihrem Fahrradgepäckträger anpreisen. Es gibt unglaublich viele Restaurants und Cafetarias, am Straßenrand wird frisch gepresster Fruchtsaft oder für ein paar Cents geröstete Erdnüsse verkauft. Ständig wird man angesprochen und zu einer überteuerten Stadtrundfahrt oder einer Kutschfahrt aufgefordert. Im Zentrum gibt es außerdem noch sehr viele Souvenirhändler, die versuchen mit einem energischen “Hola Amigo” auf ihr Geschäft aufmerksam zu machen. Dazwischen gibt es auch auffällig viele Bettler, oder ganz ausgefuchste Menschen, die erst sagen, dass sie kein Geld wollen, aber dann verlangen dass man ihre Einkäufe bezahlt. Die Touristen sind hier natürlich die Hauptgeldquelle, und das bekommt man auch zu spüren. Aber auch in den Nebenstraßen, in denen die Kubaner unter sich sind, herrscht Hektik. Aus fast jedem Haus kommt irgendwelche laute Musik, die Menschen spielen zusammen Domino am Straßenrand, sie kaufen und verkaufen. Große Menschenmassen haben sich besonders in den öffentlichen Parks gebildet, in denen die Regierung WLAN zur Verfügung stellt. Hier in Havanna sind die Netze so überlastet, dass man sich oftmals gar nicht erst verbinden kann, und auch das Blog schreiben beansprucht hier eine Menge Zeit.
Man merkt sicher, dass mich die Stadt auf ganz besondere Art und Weise fasziniert. Seit wir am Mittwoch hier angekommen sind, und uns im Zentrum niedergelassen haben, erkunden wir die Stadt vor allem zu Fuss. Ich werde in diesem Blogeintrag die wichtigsten Eindrücke aufzählen, die wir in der Stadt schon gewonnen haben. Ich hoffe, dass ihr mit der Auswahl der Fotos zufrieden seit. Wie ihr euch sicher denken könnt, habe ich hier in Havanna schon sehr viele Aufnahmen machen können.
1. In den Gassen der historischen Innenstadt
1982 im Kern von der UNESCO aufgenommen, ist “Havanna vieja” wohl das Aushängeschild der Stadt. Prunkvolle Willen, große Kathedralen und ehemalige Gebäude wichtiger Unternehmer prägen das Stadtbild ebenso wie die großflächig angelegten Parks und Plätze. Von überall her gut zu sehen ragt das “Capitolio Nacional” über die Dächer der Stadt. Der ehemalige Sitz des Repräsentantenhauses ist eine täuschend ähnliche Kopie des weißen Hauses der Staaten. In der Altstadt findet man sehr schöne Restaurants und Bars, zum Beispiel befindet sich hier, direkt am Hafen, die originale Havanna-Club Bar.
2. Der Malecón
Über eine Strecke von acht Kilometern wurde auf der Seeseite der Stadt eine Mauer errichtet – der sogenannte “Malecón”. Als Schutz gegen den Seegang ist der Malecón aber auch die Flaniermeile der Stadt. Besonders am Abend, wenn die Sonne nicht mehr so heiß brennt, sammeln sich die Menschen auf der Mauer am Meer um zu plaudern, zu singen oder auch zu angeln.
3. Das Castillo de los tres Reyes del Morro
Mehrere stark bewaffnete Festungen wurden im 16. Jahrhundert links und rechts der Hafeneinfahrt erbaut. Hauptzweck war der Schutz der spanischen Schatzflotte, die sich in Havanna für die Überfahrt nach Europa rüstete. Am wichtigsten ist wohl die dem Meer zugewandte Festung “Castillo de los tres Reyes del Morro”. Auf dieser Burg befindet sich auch der Leuchtturm von Havanna. Wir waren sogar in der Burg und haben die verschiedenen Ebenen und Kanonendecks besichtigt.
Diese Festung befindet sich auf der anderen Seite der Bucht, und vom Zentrum Havannas fährt eine kleine Fähre hinüber. Im Stadtteil “Casablanca” geht man von Bord, und hier befindet sich auch die Christusstatue, die auf einem kleinen Hügel über die Stadt wacht. Von hier oben hatten wir einen sehr guten Blick auf die (vergleichsweise recht flache) Sklyline der Stadt.
4. El Giron
Einen beeindruckenden Aussblick hatte ich auch vom Gebäude “Giron” aus. Das graue Haus steht direkt hinter dem Malecón, nur wenige Kilometer vom Zentrum entfernt. Von außen sah es aus wie eine Ruine. Da das Treppenhaus aber nicht abgesperrt war, wollte ich probieren, auf das Dach zu steigen. Erst nach ein paar Etagen habe ich bemerkt, dass hinter den alten Türen doch noch belebte Wohnungen lagen. Das Gebäude wird nach meiner Einschätzung bald zusammenbrechen, aber der Blick von oben über die Dächer der Stadt war wirklich beeindruckend.
5. Im Oldtimer durch die Stadt
Eine Stadtrundfahrt in einem 1955 gebauten Ford-Cabrio haben wir am Freitag unternommen. Der Fahrer hat sich von 50$ für eine Stunde auf 25$ diskutieren lassen, und dann ging es auch schon los. Entlang den wichtigsten Attraktionen der Stadt wie dem Capitolio oder dem “Plaza de la Revolución”, dem berühmten Hotel Nacional und der Uni fuhren wir eine große Runde durch Havanna. Unser Tourguide war ein Kubaner mit französischen Wurzeln, der hier der europäischen Hektik entflieht. Nebenbei ist er Musiker und dreht Filme, wie zum Beispiel den Musikfilm “Ghettokings” für ARTE.
Havanna ist eine beeindruckende Stadt, die mit ein bisschen Restaurierung zu alter Schönheit zurückfinden würde. Für Reisende gibt es hier sehr viel zu sehen. Die vielen bunten Straßen mit ihren surreal wirkenden Häusern und dazwischen das geschäftige Treiben der Kubaner machen den Besuch zu einer bleibenden Erfahrung.
Nach diesen letzten Tagen in der kubanischen Hauptstadt bin ich ein bisschen traurig, Kuba nun zu verlassen. Aber ich freue mich über all die wunderbaren Erfahrungen und Eindrücke, die ich von hier mitnehmen kann. Kuba ist ein sehr gutes Land zum Reisen – vielfältig, einzigartig und voller Kultur. Deshalb werde ich in drei Wochen , wenn ich wieder zu Hause bin, einen Beitrag mit vielen wichtigen Tipps zur Reisevorbereitung und -durchführung hier in Kuba schreiben.
Wer also selber mal nach Kuba gehen möchte, sollte bald wieder vorbeischauen.
Wir machen uns nun wie angekündigt auf den Weg in die dominikanische Republik.
Vielen Dank fürs Lesen,
Jonas
Hey Jonas,
well done mate! Havanna is pretty much diverse.
Nice selection of pics! Seems that your new camera is going well!
Have a safe trip to the Dominican Republic,
Ben
So – jetzt ist der 30. Januar und ihr seid – hoffentlich – gut in der Dom.Rep. gelandet. Guter Flug? Ich wollte dir noch sagen: Setz dich auf die rechte Fliegerseite, da siehst du vielleicht Jamaika vorbeirauschen – nu iss´es zu spät 🙂
Aber macht nix – gibt ja auch so viele schöne Eindrücke.
Auf nice selection of pics with the new camera freuen wir uns auch weiterhin immer…