Cape Coast und der Westen
Liebe Leser,
Seit drei Tagen sind wir zurück in Deutschland und ich muss sagen, dass ich schon jetzt wieder Sehnsucht nach Sonnenschein habe. Ich merke, dass es deutlich kälter ist, als ich es mir noch vor einer Woche überhaupt vorstellen konnte. Letzte Woche waren wir noch im sonnigen Afrika, und nun stehe ich zitternd auf dem Weinachtsmarkt, fünf Pullover tragend und die kalten Hände verzweifelt um eine Tasse Glühwein gelegt.
Aber Spaß beiseite. Ich freue mich sehr wieder zuhause zu sein. Die letzten sechs Wochen waren sehr turbulent, und besonders das Drehen in Accra war sehr herausfordernd. Nun bin ich ganz froh, wieder hier zu sein, und mich gut geplant meinen Aufgaben widmen zu können, ohne das plötzlich unberechenbare Probleme oder Überraschungen auftauchen. Das Filmmaterial, das wir sammelten, ist sehr gut, und nun geht es für mich an den Schnitt, im beheizten Schnittraum unserer Hochschule.
Von der Reise habe ich aber noch nicht abschließend berichtet, und so will ich euch nun noch von unserer letzten Reisewoche entlang der Westküste erzählen.
Nachdem wir aus dem Mole Nationalpark zurückgekeht waren, ging es für Erwin schon wieder nach Hause. Max und ich hingegen hatten noch eine Woche Zeit, und diese nutzten wir, um aus Accra gen Westen zu reisen. Unser erstes Ziel war Cape Coast. In einem kleinen Trotro, das erst abfuhr als alle Sitzplätze belegt waren, fuhren wir circa drei Stunde an der Küste entlang, bis wir Cape Coast erreichten. Hier verbrachten wir den ganzen Nachmittag und die Nacht.
Cape Coast ist besonders historisch ein sehr interessanter Ort. Denn hier befindet sich das Cape Coast Castle, das auch Teil des UNESCO-Weltkulturerbes ist. Es handelt sich um ein im Jahre 1637 errichtetes Fort, das verschiedenen europäischen Nationen als Stützpunkt und Gefängnis für Sklaven diente. Von hier wurde tausende Sklaven in die Kolonien in Nord- und Südamerika verschifft.
Wir konnten an einer Führung durch das Castle teilnehmen, die sehr spannend und traurig war. Der Guide führte uns durch enge, dunkle Kellerräume, in denen mehrere hundert Männer über Wochen und Monate gefangen waren, bis sie verschifft wurden. Es gab auch kleine Räume, in die man aufständige Sklaven sperrte, bis sie verhungerten. Genau über den Kellerverliesen befand sich eine Kirche, und auch das restliche Castle ist nobel, hell und einladend gebaut. Die Sklaven hingegen wurden unter menschenunwürdigen Bedingungen zusammengepfercht.
Der Guide erklärte uns, dass oft Nachkommen der Sklaven nach Cape Coast kommen, um sich den Ort anzuschauen, an dem ihre Vorfahren verschifft wurden. Viele brechen in Tränen aus, und sehr viele lassen auch Blumenkränze in den Kellerräumen zurück, um im Nachhinein dem Leid zu gedenken.
Die Führung war spannend für mich, aber erschütternd, mit welcher Selbstverständlichkeit sich die Besetzer über die Einheimischen gestellt hatten. Der Guide erklärte uns aber auch, dass viele Sklaven nur mit Hilfe der Stammesführer gefangen wurden, die die Menschen aus feindlichen Stämmen gegen Spiegel, Perlen oder Waffen eintauschten.
Am nächsten Tag machten wir uns recht früh auf den Weg, um noch weiter in den Westen zu fahren. Ziel war Axim, ein sehr kleiner Ort mit einem sehr schönen Strand. Die Fahrt hier hin war sehr anstrengend, weil wir mehrmals umsteigen mussten, und die “Busse” immer kleiner und heruntergekommener wurden, je weiter wir in den Westen fuhren. Trotzdem kamen wir irgendwann an, und erreichten das Ankobra Beach Resort, unser Zuhause für die nächsten Tage.
Hier waren wir für ein paar Tage in einem kleinen Bungalow in einer sehr gepflegten Anlage direkt am Strand. Wir haben nach den bewegten Wochen in Accra gar nicht mehr viel unternommen, und waren eigentlich nur am Strand.
Eine kleine Tour durch den angrenzenden Mangrovenwald haben wir auch unternommen, in einem sehr kleinen Holzboot, wie es die Fischer immer benutzen.
Ansonsten haben wir einfach die Sonne genossen, wohlwissend dass wir schon ein paar Tage später im grauen Deutschland landen würden. Und tatsächlich: kaum durch die Wolkendecke hindurchgeflogen, sahen wir schon von oben ein farbloses und graues Frankfurt. Wir sind zurück und der Winter geht jetzt erst richtig los!
Vielleicht also muss ich mich schon bald wieder auf den Weg machen. Bleibt gespannt.
Ich hoffe auch, dass sich einige von euch für unseren Film interessieren, den ich übrigens schon im Januar fertigstellen möcht. Um auf dem Laufenden zu bleiben könnt ihr gerne unser Instagram oder Facebook besuchen.
Bis dahin. Liebe Grüße!
Jonas
Die Engländer hatten 1663 die Burg den Dänen abgeluchst und den Sklavenhandel in großem Stil begonnen. Damals war die Burg noch nicht “nobel, hell und einladend”. Sie hatte eine Etage weniger als jetzt und auch noch keine Vorburg. Erst gegen 1840, als der Sklavenhandel zu Ende war, wurde die Burg Verwaltungssitz der Kolonie. Man ließ die Burg eine Etage höher bauen, mit hellen Fenstern, Kirche usw. Die Beamten konnten sich drin wohlfühlen.
Präsident Obama war vor 10 Jahren mit seiner Familie dort und hielt eine nach Amerika übertragene Rede – seitdem stiegen die Besucherzahlen aus Amerika rapide.
Und Melania Trump war auch schon dort – ohne ihren Göttergatten. Zu sagen wusste sie dort aber auf jeden Fall nicht viel.