Elefantenjagd im Mole-Nationalpark

Liebe Leser,

wie angekündigt haben wir Accra nach vier Wochen reiner Drehzeit verlassen, und bereisen nun noch ein paar andere Ecken des Landes. Das war eine gute Entscheidung, denn während unserer Zeit in Jamestown hatten wir fast nur die Schwierigkeiten und Probleme der Menschen im Blickfeld. Das ist natürlich ein wichtiges Thema, dem sich unser Film ja auch widmet. Aber trotzdem bin ich froh noch ein paar andere Seiten des Landes zu Gesicht zu bekommen.

Von Accra sind wir direkt nach Tamale aufgebrochen, eine Stadt ganz im Norden des Landes. Diese erreicht man innerhalb eines Tages mit dem Bus, oder in unserem Fall in nur 50 Minuten per Flugzeug. Tamale ist eine Kleinstadt mit eher ländlichem Charakter, und war auch gar nicht Ziel unserer Reise. Wir sind von hier direkt weiter gefahren, zum westlich liegenden Mole Nationalpark. Dort hatten wir einen fünftägigen Aufenthalt eingeplant.

Der Mole Nationalpark ist Ghanas größter Park und wurde bereits 1971 als erstes Tierreservat des Landes gegründet. Tiere und Pflanzen stehen hier komplett unter Schutz und werden von Rangern betreut. Im Park leben verschiedene Affenarten, Elefanten, Reptilien inklusive Krokodile, sowie Büffel, Antilopen, Löwen, Leoparden und Schakale. Die Raubkatzen sind allerdings sehr selten und leben in den Teilen des Parks, in denen keine Menschen unterwegs sind. Das für Safaris erschlossene Gebiet des Parks liegt unten im Süden, und ist flächenmäßig sehr klein.

Im Park gibt es zwei Unterkünfte. Die für uns unbezahlbare Zaina-Lodge und das Mole Motel. Das Motel ist verhältnismäßig günstig, hat Schlafsäle für Backpacker, ein gutes Restaurant und sogar einen Pool. Die Anlage liegt oben auf einem Hügel, von dem aus man über ein wunderschönes langes Tal blicken kann. Unten ist ein See, in dem man des Öfteren Elefanten und Krokodile sieht.

Schon wenige Minuten nach unserer Ankunft waren wir begeistert. Das Motel war sauber und einigermaßen gut in Schuss, hatte einen sehr einladenden Pool und außerdem waren viele junge Leute vor Ort. Nach mehreren Wochen in der lauten und schmutzigen Stadt, begeisterte uns die Ruhe und der Komfort im Motel auf Anhieb. Den ersten Nachmittag verbrachten wir überwiegend mit einem kühlen Bier im Pool, und lernten die Leute kennen. Unter den jungen Gästen waren vor allem Voluntäre, die verschiedene Projekte im Land unterstützen. Die Gäste fortgeschrittenen Alters waren dagegen eher mit geführten Touren unterwegs, beeindruckend viele waren vor allem wegen der Vögel hier. Die “Birdwatchers” waren an ihrer “Uniform” – Safarihose, Outdoorhemd und Anglerhut – sehr gut zu erkennen. Zusätzlich hatten sie Kameras und Objektive dabei, die so groß waren wie Kleinkinder. Abends versammelten sie sich zum Vogelbingo. Eric aus Alaska erzählte mir voller Begeisterung, dass er bereits seit 15 Jahren die Länder der Welt bereist, auf der Suche nach Vögeln. In Deutschland war er noch nicht, doch nachdem ich ihm von den Störchen erzählte, vesprach er irgendwann zu kommen. Der Weißstorch war übrigens 1984 und 1994 in Deutschland Vogel des Jahres.

Wir haben uns im Park aber vor allem auf die Elefanten fokussiert. Schon lange wollte ich diese gigantischen Tiere in freier Wildbahn sehen. Im November ist die Saison nicht gerade perfekt, die großen Herden lösen sich während der Paarungszeit oft auf. Trotzdem bekamen wir jeden Tag Elefanten zu sehen, oft als Einzelgänger oder zu zweit, einmal sogar in einer Gruppe von vier Tieren. Das Mole Motel liegt genau neben der Rangerstation, und dort werden sehr viele Touren angeboten. Ich selbst habe mich auf eine sehr gute Tagesroutine festgelegt und bin jeden Morgen um sieben mit einem Ranger und einer kleinen Gruppe anderer Gäste durch den Park gewandert. Zu Fuß konnte man die Natur sehr gut erleben und kam auch recht nah an Tiere wie Antilopen, Wasserböcke und Affen heran. Und natürlich war das Hauptziel der Tour, einen Elefanten zu finden. Die Ranger orientierten sich dabei scheinbar an den Spuren, am Ende waren die Elefanten aber meistens in der Nähe des Sees. Wir haben sie ausnahmslos jeden Tag zu Gesicht bekommen.

Nach der Morgenwanderung frühstückte ich und danach haben wir einige Stunden im Pool verbracht. Am Nachmittag waren wir dann erneut auf Safari, dann aber mit dem Auto. Mit dem Auto kommt man deutlich tiefer in den Park und sieht somit mehr von der Landschaft.

An die Tiere kommt man aber nur dann nah heran, wenn man aus dem Auto aussteigt und ein bisschen läuft. Der Motor schreckt sie sonst auf. Mit dem Auto haben wir auch kleine Siedlungen erreicht, die am Rande des Parks liegen.

Die Zeit im Mole Nationalpark war sehr entspannt und nie langweilig. Ich habe mich sehr gut erholen können.
Nach fünf Tagen mussten wir leider wieder zurück nach Accra. Erwin ist an dem Wochenende schon nach Hause geflogen. Max und ich sind nach einem Tag in Accra jedoch noch nach Westen aufgebrochen, um einen weiteren Teil des Landes zu entdecken. Wir sind über Cape Coast bis nach Axim gereist und verbringen unsere letzten Tage in Ghana am Ankobra Beach.

Von dieser letzten Etappe werde ich nächste Woche berichten, dann bin ich selbst schon wieder in Deutschland. Unser Rückflug geht am Sonntag.

Also bis bald und liebe Grüße,
Jonas

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1 Antwort

  1. Papa sagt:

    Ich hätte vor 2 Jahren nicht gedacht, dass das so eine Art versetzter Familienausflug wird und du noch im selben Pool baden wirst wie deine Schwester und ich. Kamen bei euch auch die Warzenschweine bis an den Pool ran zu Besuch? Und die Affen? Sicher waren die noch genauso frech wie vor 2 Jahren. Hatte ich dir gesagt, dass man sehr schnell ausreißen muss, wenn die Elefanten die Ohren aufstellen? Weil eigentlich sind DIE die Jäger.
    Und nun seht ihr noch die Sklavenburgen an der “Goldküste”. Was haben die Engländer, Franzosen, Holländer, Dänen usw. den Afrikanern alles angetan! Und später an anderer Stelle auch die Deutschen (Hereros, Namas).

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