That´s a wrap!

‍Liebe Leser,

schon ist es soweit. Das hier ist der (vorerst) letzte Artikel, den ich über Panama veröffentliche. Ich werde zwar noch wie üblich Reise- (und Praktikums-)tipps für Panama verfassen, aber meine Zeit hier ist leider vorüber. Am Freitag haben wir das Land verlassen und sind seitdem auf den Galapagosinseln in Ecuador. Galapagos hat mich schon nach einem Tag so unglaublich begeistert und in seinen Bann gezogen – ich werde also bald sehr viel zu erzählen haben.

Aber auch Panama war ja eine unglaublich bewegte Zeit mit vielen Höhen und Tiefen, sodass ich doch irgendwie traurig bin die Stadt und das Land verlassen zu haben. Zum Einen habe ich mich bei Cineanimal filmisch sehr weiterentwickelt. Die Entscheidung, hier zu arbeiten, war im Nachhinein ein echter Volltreffer, denn ich glaube dass es nicht so viele Firmen gibt, in denen man so tief involviert sein kann. Filmen, schneiden und reisen, und davon abgesehen wurde ich von den Kollegen auch sehr gut in die (schräge) Kunstszene der Stadt eingeführt. Von daher bin ich, was das Praktikum betrifft, sehr glücklich. Außerdem habe ich einige tolle Menschen kennengelernt und neue Freunde gefunden. Und auch Eric habe ich in den letzten sechs Monaten noch sehr viel besser kennengelernt. Und obwohl das vielleicht komisch klingt, auch über mich selbst ist mir einiges klar geworden. Dass ich einige Stärken aber auch Schwächen habe, mit denen ich so nicht gerechnet hatte. Gerade die letzten Wochen habe ich viel darüber nachgedacht, wer ich als Mensch bin und was sich ändern sollte. Ich habe neue Ziele gesteckt, Pläne geschmiedet und Vorsätze getroffen. Ich denke dass mich die letzten Monate sehr stark beeinflusst, geprägt und verändert haben, auf eine gute Weise, und ich bin gespannt wie ich mich dementsprechend schon bald wieder zuhause einleben werde.
Dieses Thema verdient eigentlich mehr Zeit zu gegebener Stunde, jetzt möchte ich gern erstmal über unsere letzte Reisewoche in Panama erzählen, in der es noch einmal hoch herging. Ihr erinnert euch an unseren Aufenthalt in Santa Catalina. Ich muss sagen, dass diese Woche für mich die entspannteste in der gesamten Panamareise war. Ich würde sagen dass Santa Catalina mein Favorit in Panama ist. Das liegt zum einen an der tollen Landschaft mit Stränden, Inseln und tollen Tauchspots, aber auch an den Leuten die wir getroffen haben. Im Endeffekt sind wir  in Santa Catalina länger geblieben als wir erst geplant hatten, und sind dann direkt ohne weiteren Zwischenstopp nach Las Tablas gefahren. In Las Tablas wartete ein ganz besonderes Highlight panamesischer Kultur auf uns, das Fest der “Mil Polleras”. Die Polleras sind traditionelle panamesische Damenkleider, die sehr stark von den Unterröcken der spanischen Einwanderinnen inspiriert wurden. Im warmen Panama haben die Einwanderinnen scheinbar sehr schnell improvisieren müssen, sodass sie ihre luftigen Unterröcke ganztäglich als einziges Kleidungsstück einsetzten – und daraus entwickelte sich der jetzige schicke Look der Polleras. Die Polleras heutzutage sind sehr viel wert, oft mehrere tausend Dollar, denn der Stoff ist aufwendig bestickt und die Damen tragen sehr teuren goldenen Schmuck und Perlen. In Las Tablas hat sich ein Festival etabliert, auf dem sich besonders die reichen Familien präsentieren, und inzwischen gibt es so viele Teilnehmerinnen, dass das Fest dementsprechend Mil (1000) Polleras heißt. Es sind sogar weit mehr als 1000 Damen, wie ich im Bio Museo erfahren habe. Es gibt einen festlichen Umzug mit Musik, Fahnenträgern und großen Showwägen – die Damen und ihre Partner bewegen sich tanzend durch die Stadt. Das ganze Event ist den mir bekannten Festlichkeiten von Macaracas in gewisser Weise ähnlich, aber deutlich größer.
Unser Freund Giness aus Panama hat eine gut vernetzte Familie, und viele seiner Verwandten sind auch Teilnehmer des Festivals. Wir hatten großes Glück, denn Giness lud uns ein, den Tag mit ihm und seinen Verwandten zu verbringen. Normalerweise ist der Ort und die gesamte Umgebung ein ganzes Jahr im Voraus für diesen Tag ausgebucht, aber wir konnten in einem Haus der Familie Sanchez wohnen. Auch Emily, seine US-amerikanische Freundin, war dabei, und wurde von der Verwandtschaft traditionell geschmückt. Der Festtag begann damit, dass sich die Damen stundenlang schmückten und fertig machten, während wir Männer im Garten Sekt tranken. Danach starteten alle zum Umzug, die Familie hatte einen eigenen Blog in der Menge, dem der älteste Onkel als Fahnenträger voranschritt. Er hatte uns schon vorher eingeschärft: Das Event macht Spaß wenn man komplett betrunken ist, und dementsprechend wurde auch während des Umzuges Bier und Sekt eingeschenkt. Trotzdem waren wir zu sehr sportlich aktiv um allzu sehr dem Alkohol zu erliegen, außerdem wollten Eric und ich ja auch filmen und fotografieren. Und so haben wir uns im Zug vor und zurück bewegt und viele hundert Bilder gemacht. Auch das Fernsehen und sehr viele Journalisten waren anwesend, und über unseren Köpfen kreisten permanent mindestens zwei oder drei Drohnen. Der Umzug dauerte bis spät in die Nacht, denn andere Gruppen starteten später, aber die Familie Sanchez war relativ früh schon  durch. Es gab im Anschluss ein gemeinsames Essen und viel Zeit mit der Familie. Es war ein wirklich schöner Festtag und ein interessanter Einblick in die panamesische Kultur!
Am nächsten Tag sind wir zurück nach Panama City gefahren. Die letzten vier Tage waren angebrochen. Der Abschluss in Panama war leider ein wenig seltsam. Am Montag hatte ich mich ein letztes Mal ins Büro begeben und hatte dann überlegt, was ich in den nächsten Tagen noch anstellen könnte. Eric wollte die Zeit nutzen, um an einem Zusammenschnitt seiner Werke zu arbeiten, und ich entschied mich die nächsten Tage nach San Blas zu fahren – für mich das letzte Stück Panamas dass ich noch gar nicht gesehen hatte. San Blas ist eine Inselgruppe in der Karibikseite des Landes. Hier erstrecken sich über mehrere hundert Kilometer kleine Sandinseln, die mit ein paar Kokospalmen bewachsen sind. Auf diesen Inseln lebt, in mühevoll erarbeiteter Unabhängigkeit, das Volk der Kuna. Jeweils eine Familie vom Stamme der Kuna bewohnt eine Insel, man lebt vom Fischfang und seit einer Weile auch vom Tourismus. Einige der Familien haben Hütten gebaut, die an Besucher vermietet werden. Es gibt günstige Inseln, auf denen eine Nacht circa $30 kostet, und bessere Unterkünfte bis zu circa $70… Ich war auf der Insel Franklin, hier gibt es einen recht großen Komplex von Hütten, man kann es fast als Inselhostel bezeichnen. Entsprechend ist das eine recht günstige Insel, und gleichzeitig trifft man viele andere Backpacker.
Die Anreise war sehr teuer, denn von Panama City aus muss man erst zwei Stunden mit einem Geländewagen durch die Berge fahren, und dann weitere 40 Minuten Bootsfahrt zur Insel. Ich hatte die letzten zwei Nächte sehr wenig geschlafen, weil unser Hostel sehr laut war. Bei der Bootfahrt verließen mich dann endgültig die Kräfte, denn während der gesamten Fahrt schwappte kaltes Wasser ins Boot, bereits nach wenigen Sekunden war ich komplett durchnässt. Auf der Insel angekommen war dann auch das Wetter grau und bewölkt, und ich fühlte mich schwach und krank. Die nächsten Stunden habe ich dann eher fiebernd und schlafend in meiner Hütte verbracht, bis mein Nachbar mir zur Hilfe kam. Der israelische Juwelier gab mir zwei golden glänzende Tabletten mit jüdischen Schriftzeichen, und nach wenigen Minuten war ich wieder fit, für den Rest des Tages. Ich konnte also doch noch die Insel erkunden, was aber schneller erledigt war als gedacht. Zu Fuß war die Insel in einer Minute umrundet, dementsprechend habe ich mich dann einfach an den Strand gesetzt und war schwimmen. Die San Blas Inseln sind definitiv ein Paradies, aber mit dem Wetter hatte ich leider kein Glück, es war kühl und bewölkt. Schwimmen und in der Sonne liegen sind aber eigentlich die einzigen Optionen die man auf einer winzigen abgelegenen Insel hat. Dementsprechend habe ich die restliche Zeit eher damit verbracht, mit anderen Inselbewohnern über Gott zu reden. In Panama ist ja zur Zeit der katholische Welt-Jugend-Tag, und die jungen Katholiken sind tatsächlich aus allen Ländern der Erde angereist. Ein paar der motivierten Christen waren auch auf der Insel. Es waren tatsächlich auch viele Theologiestudenten darunter, die sich darauf vorbereiteten den Bischöfen und Kirchengängern zu Diensten zu stehen. Entsprechend konnten wir interessante Diskussionen führen, über Gott, die Welt und die Kirche. Ich selbst bin ja nicht gläubig und habe natürlich auch meine Erklärung, warum Menschen in der heutigen Zeit noch der Religion erliegen können. Ich sehe mich trotzdem als sehr offenen Menschen, und mich interessiert es sehr, wie verschiedene Personen ihr Leben sehen… Eine Insel mit gestrandeten Katholiken ist also ein interessanter Ort.
Am nächsten Morgen ging es leider sehr früh zurück, und gesundheitlich war ich auch wieder viel mehr angeschlagen als am Vortag. In Panama angekommen habe ich mir also zur Erholung ein Hotelzimmer gemietet. Dieses hatte allerdings keine Fenster und die Wärme sowie mein Husten haben mir auch in der nächsten Nacht das Einschlafen erschwert. Außerdem sind wir natürlich an unserem letzten Abend noch um die Häuser gezogen und dadurch ohnehin sehr spät nach Hause gekommen. Die letzten Tage in Panama waren recht kräftezehrend für mich, und ich war irgendwie froh dieses Kapitel abzuschließen, als wir am Flughafen ankamen.
Wir sind mit drei sehr entspannten Flügen auf den Galapagosinseln angekommen, und hier kann ich wieder richtig zur Ruhe kommen. Es ist warm und es gibt so viel zu sehen! Dazu bald ein ausführlicher Text.
Die Zeit in Panama war für mich sehr gut. Auch wenn ich in den letzten Tagen nicht mehr ganz so fit war, insgesamt hat sich jeder einzelne Tag gelohnt. Das gesamte Praktikum hat mich als Filmemacher und besonders als Menschen sehr weitergebracht. Dazu werde ich in irgendeiner Form auch noch etwas veröffentlichen, ich habe sehr viele Gedanken, die ich beim Schreiben sicher noch gut Sortieren könnte.
Liebe Grüße und bis bald!
Jonas

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1 Antwort

  1. Papa sagt:

    Oh, sehr nett, die buntgeschmückten Damen! Sollte man in Deutschland auch mal einführen. Wobei, da müssten die Damen ja auch lächeln, statt Schmollmund und Trübsalsgesichter.
    Interessant auch die spanische Art und doch einige afrikanische, bunt-gestreifte Röcke.
    Die süßen Echsen: Wie groß sind die? Kannst du mal einen Größenvergleich dazustellen (z.B. den Eric mitten in die Meute)?
    So, nun futter mal schön viel Vitamine, leg dich in die Sonne – und dann bist du auch schnell wieder ganz auf dem Dampfer!

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