Im Bergland

Liebe Leser,

Ich wünsche euch ein gutes neues Jahr! Ich grüße euch aus Panama, dieses Mal aus luftigen Höhen – den Bergen von Boquete. Vielleicht wisst ihr noch, dass Tomas und ich vor einer Weile schon mal in Boquete waren, um die Kaffeeplantagen zu filmen. Jetzt war ich also schon zum zweiten Mal hier – mit Eric, und dieses Mal konnten wir Boquete und das Umland als Reisende entdecken. Boquete ist ein sehr kleines Städtchen zu Fuße des Vulkanes Barú, mit 3477 Meter der höchste Berg des Landes. Der Ort ist für panamesische Verhältnisse sehr gut in Schuss, denn hier wohnen sehr viele europäische und US-amerikanische Auswanderer. Das liegt vor allem an der Lage der Stadt, hoch in den Bergen ist das Klima hier angenehm mild und der Anbau von Obst und Gemüse sowie besonders Kaffee ist sehr begünstigt. Dementsprechend haben sich viele Unternehmer angesiedelt, die kleine oder größere Farmen errichtet haben. Die Indianer aus den umliegenden Bergen dienen den ausländischen Unternehmern als sehr billige Arbeitskräfte, sodass sich in Boquete eine sehr wohlhabende gesellschaftliche Schicht ansiedeln konnte. Der Ort ist dementsprechend gut aufgestellt, es gibt sehr gute Straßen, tolle Wohnungen und eine große Auswahl an Geschäften.

Mal abgesehen von der Landwirtschaft ist der Ort auch bei Touristen sehr beliebt, denn die Berglandschaft um den Vulkan hat sehr viel zu bieten. Eric und ich haben hier eine knappe Woche verbracht und in der Zeit verschiedenes unternommen. Wir waren viel wandern, es gibt mehrere gute Trails wie den “Pipeline Trail” und den “Lost Waterfalls Trail”, und auch die vielen kleinen Wege die vom Ort in die Berge führen sind sehr schön. In Boquete trafen wir auf Joris, einem Backpacker von der Ostsee. Er hat gerade eine Ausbildung als Veranstaltungstechniker im Theater abgeschlossen. Jetzt ist er seit mehreren Monaten auf Reisen, von der USA bis möglichst weit unten nach Südamerika, bis die Geldnot ihn wieder nach Hause bringt.

Ein weiteres Highlight für mich war eine Motocross-Tour in den Bergen. Kiran, ein Brite, versucht sich im Moment als Tourveranstalter in der Stadt zu etablieren. Für sein Unternehmen, Panama Enduro Tours, hat Eric vor kurzem einen Werbeclip gedreht, und so hat Kiran uns eine persönliche Tour geschenkt. Kiran hat sich eine kleine Flotte Enduro-Bikes mit 250 Kubik einschiffen lassen – sehr starke und große Crossmotorräder, die im Prinzip für jegliches Gelände funktionieren. Meine Motoraderfahrung beschränkt sich ja im Wesentlichen auf das halbautomatische Moped meiner Schwester Damaris, und auch Eric ist bis jetzt nur mit einer Simson gefahren, immerhin mit Schaltung. Wir waren also mehr oder weniger Anfänger. Kiran hat uns deshalb erstmal Fahrstunden geben müssen und wir haben uns auf den Straßen des Ortes mit der Schaltung vertraut gemacht. Für mich war das Schalten und besonders das Finden des Schleifpunktes sehr schwierig… Jedenfalls sind wir nach einer kleinen Weile des Probierens in den Wald gefahren und haben auf Feldwegen weitergeübt, wir sind verschiedene Berge rauf und runter gefahren und sogar durch einen kleinen Fluss. Alles noch nicht wirklich schwierig für erfahrene Biker, aber für mich eine echte Herausforderung. Eine Weile später habe ich mich schwungvoll in einem Graben überschlagen und Kiran beendete die Übungsphase. Das Fahren und Schalten hatten wir ja inzwischen einigermaßen gelernt, für schwierige Off-Road-Strecken waren wir aber einfach nicht erfahren genug. Und so entschied Kiran, dass wir eine Tour durch die Berge auf halbwegs befahrbaren Feldwegen machen sollten. Wir waren gut drei Stunden unterwegs und es war wunderbar. Die Wege waren herausfordernd, aber nicht unmöglich, und nach einer Weile hatte ich auf jeden Fall das Gefühl einer gewissen Sicherheit beim Fahren. Wir sind über die Berge bis zu einem klaren Fluss gefahren, und haben dort eine erholsame Rast eingelegt, bevor es zurück ging. Für mich war diese erste Motorraderfahrung sehr beeindruckend, aber ich denke, dass es mir als dauerhaftes Hobby zu gefährlich wäre.

Einen wesentlich ruhigeren Ausflug starteten wir am nächsten Tag. Es war unser letzter Tag in Boquete, und wir machten uns auf den Weg zu den heißen Quellen im Nachbarort Caldera. Der Ort ist ungefähr 30 Minuten mit dem Taxi entfernt, $15 Dollar kostet die Fahrt. Es gibt vormittags auch Busse, die wir aber leider alle verpasst hatten. Mit einer kleinen Verspätung kamen wir dann aber an. Die “Caldera Hot Springs” liegen ganz in der Nähe eines Flusses, den man mit einer Hängebrücke überquert. Dahinter befindet sich das Weideland einer panamesischen Bauernfamilie und bei ihnen quasi im Garten liegen die Quellen. Im Prinzip sind es kleine Teiche, die sich mit aus dem Boden kommenden (sehr warmen) Wasser füllen, und dann in kleine Bäche abfließen. Wir haben uns für einen kurzen Moment in eine der Quellen gesetzt aber es war deutlich zu warm. Wir sind also zum kalten Fluss gegangen, und haben dort dann eine weitere heiße Quelle entdeckt. Eine Quelle mitten im Fluss, sodass das durchmischte Wasser angenehm lauwarm war. Hier haben wir dann den ganzen Tag verbracht, und wurden zum Schluss sogar von einem netten Panamesen im Auto mitgenommen.

Boquete war für mich wirklich sehr erholsam, hier hat man gut seine Ruhe, findet aber auch nette kleine Bars und Restaurants. Der Ort ist angenehm still, auch Silvester ist mehr oder weniger spurlos an uns vorbeigezogen.

Am Freitag sind wir leider abgereist, Eric und ich sind seitdem in Santa Catalina. Diese gemütliche Hafenstadt (oder eher Dorf) ist ein toller Platz zum Surfen, Tauchen und Strandurlauber. Wir haben eine tolle kleine Tauchschule gefunden, und Eric wird endlich seinen Tauchschein machen. Dazu schon bald mehr…

Liebe Grüße,
Jonas

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3 Antworten

  1. Papa sagt:

    Na, dank Helm mit Kinnschutz hat sich wenigstens der Bart nicht in der Scheibenbremse verwickelt! Also: spätestens bei der Einreise nach Deutschland muss der wieder ab, damit`s Passbild wieder stimmt :-).

  2. Erwin sagt:

    Na mensch Joni, auch dir ein schönes nicht mehr ganz so neues Jahr.
    Als kleinen Tipp fürs Motorrad fahren von nem alten Hasen. Das mit dem Schleifpunkt ist ziemlich überbewertet. Du musst nur das Gas richtig aufdrehen und dann kannst du die Kupplung schnipsen lassen. Auch die Zuschauer werden beeindruckt sein von der Sprungkraft deiner Maschine. Vergiss aber nicht die Knieschützer…
    Ansonsten muss ich deinem Papa leider Recht geben. Über Geschmack lässt sich bekanntlich ja streiten. Aber…
    Danke für den interessanten Bericht und die schönen Bilder. Habt ihr eigentlich die Steinbrücke selbst gebaut?
    Liebe Grüße aus der Heimat sendet dein Onkel E

  3. Jonas sagt:

    Erster Strike für beide von euch!

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