Von Java nach Bali

Liebe Leser,

Ich nutze meinen heutigen freien Abend, um euch mal wieder aus dem fernen Indonesien zu berichten. Seit meinem letzten Bericht vom Vulkan “Bromo” habe ich einiges erlebt, dass ich hier teilen möchte. Zum Ersten haben wir einen weiteren aktiven Vulkan, den “Ijen”, besucht. Zum Zweiten möchte ich hier von Bali berichten, und als drittes von der Insel Lombok, auf der ich mich seit gestern befinde.

Aber schön der Reihe nach. Nachdem wir Malang und den Bromo besucht hatten, haben Leo und ich uns zur Südküste der Insel Java begeben. Hier befindet sich, relativ nah am Meer, der aktive Vulkan Ijen. In 2800 m Höhe befindet sich der riesige Krater, der überwiegend mit Wasser gefüllt ist. Das Wasser des Kratersees ist sehr säurehaltig und wird von einigen Geologen als “größtes Säurefass der Erde” bezeichnet. Am Rande dieses Sees treten aus der Wand kochend heiße Schwefeldämpfe aus. Vor vielen Jahren wurde eine Rohrleitung errichtet, die den gasförmigen Schwefel auffängt, und soweit abkühlt, dass der Schwefel weiter unten als Flüssigkeit austritt. Wie Kerzenwachs sammelt sich der flüssige Schwefel und verhärtet. Die Indonesier brechen den ausgehärteten Schwefel mit Eisenstangen heraus und transportieren ihn aus dem Krater hinaus. Circa sechs Tonnen Schwefel werden auf diese Weise täglich gewonnen. Interessant ist auch das sogennante “Blue Fire”, ein Schauspiel dass man nur bei Nacht beobachten kann. An mehreren Stellen der Kraterwand verbrennt der gasförmige Schwefel als leuchtende blaue Flamme. Von der National Geografic wurde der Ijen-Krater als das weltweit größte Blue Fire-Areal bezeichnet. Das lockt natürlich sehr viele Touristen an.

Wegen der Gase und des für mich unberechenbaren Feuers haben wir uns entschieden, diesen Vulkan mit einer Führung zu besteigen. Nachts um zwei haben wir die Wanderung den Berg hinauf begonnen. Überraschenderweise waren viel mehr Touristen versammelt, als ich vermutet hätte. Der Ijen hat sich als eine der bedeutendsten Attraktionen auf Java entpuppt. Auf einem sehr überfülltem Wanderweg sind wir also bis zum Kraterrand aufgestiegen. Zu meiner großen Überraschung gab es sogar kleine Kutschen, in denen geh-faule Touristen von jewails drei Indonesiern den Berg hinaufgezogen wurden. Die “Taxis” wurden überwiegend von (sehr jungen) Chinesen genutzt.

Oben angekommen hat sich die Menschenmenge etwas verteilt. Der Abstieg in den Krater ist so steil, dass viele Besucher gar nicht hinunter gegangen sind. Ich habe mir eine Gasmaske übergezogen, und mich dann auf den Weg zum Kraterboden gemacht. Das Schauspiel, was sich unten bot, war wirklich beeindruckend. In unmittelbarer Nähe zum Weg schlugen die blauen Flammen empor, und auch große Wolken heißer Schwefelgase bahnten sich ihren Weg aus den Felswänden. Die Gasmaske war hier überlebenswichtig, denn die großen Wolken waren im wahrsten Wortsinn atemberaubend. Selbst mit Gasmaske hatte ich Probleme zu atmen, sobald ich zufällig von einer Schwefelwolke eingeschlossen wurde. Dazu kam, dass die Augen stark brannten. Trotzdem hat sich der Abstieg auf jeden Fall gelohnt, besonders auch das Rohrsystem zur Schwefelgewinnung fand ich beeindruckend. Alles hatte die Athmosphäre eines skurrilen, comichaften Filmes. Nach ein paar Minuten habe ich mich wieder hinauf zum Kraterrand begeben, hier unten hat man es wirklich nicht lange ausgehalten. Oben angekommen konnten wir beobachten, wie über den Vulkanbergen langsam die Sonne aufging.

Der anschließende Abstieg war besonders kräftezehrend. Der Weg war von einer feinen Staubschicht überzogen, sodass meine Schuhe ungefähr soviel Halt hatten wie ein polnischer Winterreifen.

Erschöpft und müde kamen wir irgendwann am Parkplatz an, und wurden dann von unserem Führer direkt zur Fähre nach Bali gefahren.

Im Nachhinein kann ich sagen, dass man den Ijen auf jeden Fall gesehen haben sollte. Eine Tour ist allerdings nicht nötig. Lieber startet man seine Wanderung allein am Nachmittag und wartet dann bis zum Einbruch der Nacht am Kraterrand. Dadurch hat man die nötige Dunkelheit für das Blue Fire, ist aber nicht von zu vielen Menschen umgeben. Man darf aber nicht vergessen unten beim Parkplatz eine Gasmaske zu mieten, falls man in den Krater steigen möchte.

Schon wenige Stunden nach dieser nächtlichen Wanderung waren wir auf Bali angekommen. Bali ist die Backpacker-Insel von Indonesien schlechthin. Wir waren in Ubud einquartiert, einer schönen kleinen Stadt in der Mitte der Insel, die sich komplett dem Tourismus verschrieben hat. Überall gibt es wunderschöne Hostels, vielfältige Restaurants (etwas teurer als im Rest des Landes) und außerdem Massagesalons. Ich fand es nicht schlimm, mal wieder in so einer touristischen Gegend zu sein. Der ganze Stil hat mich sehr an die entspannten Ostküstenstädte Australiens errinnert. Übrigens sind gerade in Bali sehr viele Australier und Australien-Backpacker auf Kurzurlaub, da die Flüge sehr billig sind. Tagsüber bin ich mit Leo auf dem Scooter auf der Insel herumgefahren. Bali ist sehr grün, nicht so ausgetrocknet wie Java. Es gibt sehr viele grüne Reisfelder, viele schöne Tempel und Regenwald.

An einem Tag sind wir ganz in den Norden gefahren, zu einem großen See namens “Danau Batur”. Hier waren wir schon so weit abgelegen, dass wir eigentlich die einzigen Touristen waren.

In Bali habe ich mich sehr gut erholt, denn das viele Herumgefahre der letzten Tage war auf jeden fall kräftezehrend gewesen. Außerdem habe ich in Ubud Patrick und Yann wiedergetroffen, die beiden reisen jetzt noch zusammen mit Kathi aus München. Mit den Dreien bin ich gestern früh auf eine Fähre gestiegen, um die Insel zu verlassen.

Die Drei sind auf Gili Meno ausgestiegen, einer kleinen Sandinsel die hauptsächlich für Bade- und Partygäste gedacht ist. Ich selbst bin nach Lombok weitergefahren. Hier bin ich für zwei Nächte um mich vor allem den organisatorischen Anliegen zu widmen. Mein Visum gilt ja nur 30 Tage, deshalb bin ich gestern zur Imigrasi gegangen, um weitere 30 Tage zu erwerben. Auch in Ruhe Wäsche waschen konnte ich mal wieder (bzw. Wäsche waschen lassen). Ich habe vorhin meine gesamte Wäsche in einem kleinen Garten in der Stadt hängen gesehen.

Mein Visum wird leider erst am Freitag ausgestellt, deshalb muss ich solange zumindest in der Nähe bleiben.

Heute habe ich mir einfach nochmal einen Scooter gemietet und bin der Küstenstraße gefolgt. Das war eine sehr ruhige, entspannte Fahrt vorbei an Stränden, kleinen Dörfern und durch Palmenwälder. Nur einen Zwischenfall gab es, der mich einige Nerven kostete. Ich hatte meinen Roller am Straßenrand geparkt und wollte mir die Arme mit Sonnenschutz eincremen. Am Straßenrand saßen ein paar Affen, die mich neugierig beobachteten. Einer dieser Makaken kam dann aber sichtlich agressiv auf mich zugerannt, fauchend und mit gefletschten Zähnen. Ich habe mich vorsichtig ein paar Meter entfernt, nur um zu sehen wie der Affe auf mein Motorrad kletterte und das Handschuhfach durchwühlte. Mit meiner Armbanduhr in der Hand saß er da und musterte mich. An seiner Haltung sah ich, dass er zum Sprung in meine Richtung bereit war. Meine spontane Idee, ihn mit einem gezielten Steinwurf zu töten, verwarf ich schnell wieder. Denn inzwischen hatte sich auch sein Rudel versammelt. Stattdessen habe ich einen fahrenden Händler gestoppt und eine Tüte Chips gekauft. Die gesamte Tüte warf ich in den Straßengraben und die Affen stürzten sich darauf. Ganz schnell habe ich meine Armbanduhr gegriffen und bin davongefahren. Ich bin auch jetzt noch überrascht, wie selbstbewusst und aggressiv die freien Affen sind. Und bin froh, dass nichts passiert ist.

Aber abgesehen davon hatte ich aber einen sehr schönen Tag auf den Landstraßen der Insel.

Bis ich am Freitag mein Visum abholen kann, vergehen nun auch noch zwei Tage. Also werde ich morgen früh wahrscheinlich noch für eine Nacht auf die Insel Gili Meno fahren. Ich freue mich schon sehr auf einen ruhigen Tag am Strand und auf das ein oder andere kühle Bier.

Damit verabschiede ich mich fürs Erste. Bleibt dran und haltet euch von wilden Tieren fern!

Bis bald,
Jonas

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