Am Grund der Karibik

Liebe Leser,

Wie schnell die Zeit vergeht, merkt man besonders wenn man auf Reisen ist. Inzwischen sind schon fünf Wochen vergangen. Fünf Wochen, die mir zugleich unglaublich kurz und unendlich lang vorkommen. Zum einen war die letzte Zeit hier voller ungewöhnlicher Erlebnisse, sodass ich mich kaum noch im Detail an die ersten Momente der Reise errinnern kann. Aber auf der anderen Seite vergeht jeder Tag wie im Flug – gerade das ist das Schöne am Reisen. Man hat nur wenig Zeit zurück oder nach vorn zu blicken, sondern lebt im Augenblick. Und das viel mehr, als ich das im “normalen” Alltag in Deutschland erlebe.

Auch die letzte Woche, die seit meinem letzten Eintrag vergangen ist, ist nur so verflogen. Vor wenigen Tagen waren wir noch in Jarabacoa. Vom Paragliding habe ich bereits berichtet, aber auch die Tage danach haben wir sehr viel erlebt. Jarabacoa ist einer dieser Orte, in denen immer etwas los ist. Direkt am Tag nach unserem Rundflug haben wir zum Beispiel eine weitere, für mich komplett neue Sportart ausprobiert: das Rafting. In Jarabacoa treffen sich mehrere Flüsse, die in den nahegelegenen Bergen entspringen. Der “Rio Yaque del Norde” ist einer davon, und nur wenige Kilometer vom Ort entfernt durchfließt er mit vielen Stromschnellen ein steiles Tal. Der Fluss hat hier eine sehr starke Strömung, und fällt über viele Stufen immer weiter ab. Ein idealer Fluss zum raften! Wir haben an einer Rafting-Tour teilgenommen, bei der man den Fluss in einem Schlauchboot hinabfährt. Mit einem lokalen Guide und weiteren fünf Teilnehmern waren wir sechs Leute in einem Boot. Jeden Tag fahren mehrere Boote den Fluss hinab, aber alle in gutem Abstand zueinander, sodass man sich sehr gut auf den Fluss konzentrieren kann. Und das ist auch sehr wichtig, denn oft waren die Stromschnellen so stark, dass das ganze Boot in wilder Fahrt einfach mitgerissen wurde. An manchen Stellen konnte man schon fast von Wasserfällen sprechen, die wir hinabgestürzt sind. Wir haben zwar alle kräftig mitgepaddelt, aber oft waren wir einfach dem Fluss und unserem erfahrenen Guide (gleichzeitig Steuermann) ausgeliefert, der uns einigermaßen sicher durch die Wassermassen navigierte. Jedoch ohne vermeiden zu können, dass eine Mitfahrerin in einer starken Stromschnelle über Bord ging. Das Raften war ein großes Abenteuer für mich. Traurigerweiße war genau an diesem Tag (mal wieder!) meine GoPro ausgefallen, sodass ich NICHT filmen oder fotografieren konnte. Als Andenken habe ich mir den vom Touranbieter aufgenommenen Film gekauft. Hier auf dem Blog müsst ihr aber leider mit den wenigen Fotos vorlieb nehmen, die eine Amerikanerin in unserem Boot aufgenommen hat. Natürlich meistens nur an den ruhigeren Stellen. Ich hoffe also, dass man auch dem Text entnehmen kann, wie abenteuerlich die Fahrt war.

Meine neue Lumix G81 ist zum Glück bei Weitem zuverlässiger als die GoPro, und so konnte ich abgesehen von der Bootstour viel fotografieren. Ich habe auch den Ort – eine typisch chaotische Karibikkleinstadt – fotografisch erkundet. Genauso wie die grüne bergige Umgebung mit vielen Wasserfällen.

Am Sonntag vor unserer Abfahrt habe ich unerwarteterweise auch noch ein weiteres Event miterleben können: den dominikanischen Karneval. Gerade ist hier die Karnevalsaison, und jeden Sonntag finden in vielen Städten Umzüge statt. Aber weniger mit Verkleidung, wie ich es mir eigentlich vorgestellt hätte. Stattdessen fahren die Dominikaner mit ihren Autos durch die Stadt und machen dabei möglichst viel Krach. Hunderte Autos bahnen sich ganz langsam ihren Weg, und viele sind ordentlich mit Lautsprechern ausgerüstet. Am Sonntag war also in erster Linie außerordentlich Lärm in der ganzen Stadt, aber am Abend kamen doch noch ein paar verkleidete Einheimische heraus. Alles in allem eine fröhliche und völlig chaotische Party.

Am Montag danach haben wir – wirklich schweren Herzens – die Stadt verlassen, und sind mit einem Fernbus an die Nordküste gefahren. Und zwar nach Puerto Plata, einer großen – und wie immer sehr aufgewühlten Stadt.

Wir hatten zum Glück ein Zimmer in einem sehr ruhigen Hostel.

Und auch unsere freien Tage haben wir eher in der Umgebung verbracht. Ein Muss für alle Besucher hier ist die Seilbahn. Die Seilbahn zum Gipfel eines 800 m hohen Berges direkt hinter der Küste ist die einzige Seilbahn im kompletten Karibikraum. Zwei kleine Gondeln fahren aus der Stadt heraus Richtung Gipfel. Oben angekommen findet man sich zuerst zu Füssen einer sehr kleinen Christusstatue wieder, die von den Einheimischen gern mit der in  Rio de Janeiro verglichen wird. Mit ausgebreiteten Armen steht Christus auf dem Berg und wacht hoffentlich über die Stadt, die von oben betrachtet wunderschön aussieht. Bei einem Spaziergang um den Gipfel sieht man außerdem ins Landesinnere, und hat einen beeindruckenden Blick über fast schon dschungelartige Wälder. Am Nachmittag zog Nebel auf, und wir fuhren durch die Wolken zurück.

Diesen Dschungel haben wir dann auch wenige Tage später betreten, bei einem Ausflug zu den vielbeworbenen “27 Waterfalls”. Ein eigentlich kleiner Fluss hat einen tiefen Canyon eingeschnitten, und dabei viele Wasserfälle gebildet. Mit einem Guide kann man am oberen Ende des Canyons starten, und im Flussbett wandernd und schwimmend hinabgelangen. Höhepunkt sind dann immer die Wasserfälle, die man entweder hinunterrutscht oder -springt. Das hat auf jeden Fall großen Spaß gemacht, vielleicht umso mehr weil es auch noch strömend geregnet hat an diesem Tag. Nur leider waren es viel weniger Wasserfälle als angekündigt, und die Tour unerwartet schnell vorbei. Vermutlich haben die Betreiber hier wirklich jede kleine Stromschnelle mitgezählt, um noch mehr Leute anzulocken. Aber für die wenigen Wasserfälle die es dann wirklich gab, war der Eintritt schon wieder viel zu teuer. Trotzdem – es war eine spannende Erfahrung.

Mein Hauptgrund nach Puerto Plata zu gehen, waren ja auch nicht die Wasserfälle, sondern das Tauchen. Bei der ortsansäßigen Tauchschule habe ich den PADI Advanced Open Water Diver absolviert. Dieser Kurs vertieft noch viele wichtige Fähigkeiten, und baut damit direkt auf dem PADI Open Water Diver auf, den ich in Exmouth in Australien abgeschlossen habe. Vorgegebene Schwerpunkte sind  Deep Diving, um die Tauchtiefe von 18 m auf 40 m auszubauen, und Unterwassernavigation. Weitere Schwerpunkte kann man sich selbst setzen. Ich habe diesbezüglich noch Training zum Ausgleich des Auftriebs (Buoyancy) erhalten, verschiedenes über Fischbeobachtung und -einordnung gelernt (Fishidentification) und außerdem Tauchen bei Nacht (Night Dive) trainiert. Mit diesen fünf Schwerpunkten als Trainingsziel sind wir drei Tage in Folge von Puerto Plata nach Sosua gefahren, um dort zu tauchen. Die karibische Unterwasserwelt hat mir sehr gefallen. Es gab sehr viele bunte Fische, die ich teilweiße schon aus Australien kannte, aber auch eine Menge sehr interessante, für mich neue Arten. Es gibt hier weniger Korallen, aber dafür sehr viele schöne Wasserpflanzen wie Farne oder Schwäme. Hier ein paar Bilder, aufgenommen bei unseren drei Tauchgängen im Riff (bis 25 m Tiefe).

 

Der Tieftauchgang war noch eine ganz andere Erfahrung. Wir sind auf 35 m hinunter, und dort ist das Meer schon wesentlich dunkler und auch weniger belebt. Der Grund, dass man oft über 18 m bleibt, ist aber nicht dass es weiter unten weniger spannend wäre. Grund ist, dass in größeren Tiefen die Chance auf Stickstoffnarkose – auch Tiefenrausch genannt – steigt. Wenn der Druck zunimmt, kann stark komprimiertes Gas aus dem Tank einen rauschartigen Zustand hervorrufen. Der Taucher ist in seinem Urteilsvermögen stark eingeschränkt, und kann ähnlich wie durch Alkohol starke Euphorie verspüren. Das geht teilweiße bis hin zu Sinnestäuschungen, mein Lehrer hat zum Beispiel von einem Vorfall erzählt, als er Farben plötzlich ganz anders – und alles doppelt gesehen hat.
Bei diesem Tauchgang hatte ich aber keine Anzeichen von Tiefenrausch, obwohl wir mit 35 m schon sehr tief waren. Aber die Wirkung des Gases hängt auch von der persönlichen Verfassung ab – kann deshalb aber auch von Tag zu Tag anders sein. Jedenfalls habe ich nun erste Erfahrungen in dieser Tiefe gesammelt, und theoretisch das Wissen erlangt, wie man sich bei Stickstoffnarkose verhalten muss.

Am interessantesten war für mich das Nachttauchen. Bei völliger Dunkelheit ging es mit Taschenlampe ausgerüstet zurück ins Riff. Unter dem Licht der Lampe erscheinen viele Farben viel intensiver, besonders die unter Sonnenlicht fehlenden Rottöne kehren zurück. Witzig sind auch die Fische, die am Boden schlafen. Viele sind wirklich  im Tiefschlaf, und man kann sie anfassen und könnte sie sogar hochheben. Andere Meeresbewohner jedoch werden gerade dann wach, wenn die Sonne untergegangen ist. Zum Beispiel Muränen und große Hummer, aber ebenso kleine Quallen, die leuchten wenn man sie berührt. Hier mal ein paar Fotos, aufgenommen mit meiner GoPro.

Die wenigen Tage die wir hier hatten, sind leider wieder viel zu schnell vergangen. Am Samstag haben wir uns auf den Weg nach Las Terrenas gemacht. Diese Stadt auf der grünen Halbinsel Samana wird oft als der schönste Ort in der dominikanischen Republik bezeichnet. Und schon nach einem Tag kann ich das durchaus nachvollziehen. Die Strände sind hier besonders schön, ungefähr so wie man sie aus den Reisebroschüren kennt 😉 Leider regnet es seit zwei Tagen sehr viel, und die einzigen die sich über das Unwetter freuen sind im Moment die Kitesurfer. Alle anderen warten wieder sehnsüchtig auf die Sonne.

Und damit schöne Grüße nach Deutschland, und bis bald.

Jonas

 

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1 Antwort

  1. Erwin sagt:

    Hallo Jonas,
    schönen Dank für die interessanten Blogeinträge. Das waren wieder spannende Berichte mit tollen Fotos. Es ist schön, so ein wenig an deinen Reisen teilzuhaben.
    Viele Grüße senden dir die Dresdner

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