Achtung Planänderung

Hallo ihr Lieben,
nach nun mehr zwei Wochen hört ihr endlich wieder von mir. Wie ihr anhand der Überschrift sicher schon erahnen könnt, ist in den letzten zwei Wochen alles anders gelaufen als geplant. Aber lasst mich der Reihe nach berichten 🙂

Wie ihr wisst wollte ich vor zwei Wochen als “Deckhand” auf einem Fischerboot anfangen. Ich bin also nach Cairns gereist und habe mein komplettes (!) letztes Geld in ein Flugticket nach Pormpuraaw investiert. Ich hatte am Vorabend vor dem Abflug nur noch 10$ Cash übrig, da ich dachte, ich würde nicht mehr brauchen, wenn ich bei dem Fischer anfange. Der Flug sollte am nächsten Morgen um 7:30 gehen, und ich stellte den Wecker auf 4:30, da die Anreise zum Flughafen eine Weile dauert… Ich war ziemlich müde, da ich die Nacht davor von Townsville nach Cairns gereist bin und nicht geschlafen hatte. Ich wollte also um sieben ins Bett, um morgens fit zu sein. ABER auf dem Weg zurück ins Hostel traf ich ganz zufällig einen guten Freund den ich in Sydney kennengelernt hatte. Also blieb ich doch noch ein bisschen in der Stadt und bin später als geplant ins Bett gekommen. Und wie man erahnt, am nächsten Morgen bin ich erst 7:30 aufgewacht. Eine Hostelangestellte fuhr mich zum Flughafen, wo man mir aber mitteilte, dass der Check-In schon geschlossen ist. Der Flieger flog also ohne mich ab. Zu allem Überfluss ist mein Handy auch am selben Tag kaputt gegangen. Vielleicht auch schon in der Nacht – keine Ahnung ob der Wecker überhaupt geklingelt hatte – am Flughafen ging es jedenfalls nicht mehr an. Ich musste mir also ein Handy borgen um dem Fischer abzusagen. Der war ziemlich sauer, weil zwei Wochen vorher schon genau das selbe passiert ist, und auch das Au-Pair-Mädchen, dass den selben Flieger nehmen sollte, hatte ganz spontan abgesagt. Der Fischer will glaube ich keine Backpacker mehr einstellen 🙁 mich zumindest auf keinen Fall mehr… Also stand ich sehr deprimiert mit meinen 10$ in der Tasche und ohne Handy vor dem Flughafen. Da ich nicht wusste was ich machen sollte und weil ich auch immernoch extrem müde war, setzte ich mich einfach auf eine Bank und döste die nächsten zwei Stunden vor mich hin 😀 Irgendwann wurde ich von einer Frau angesprochen, die mich fragte ob sie mich in die Stadt mitnehmen soll. Auf dem Weg in die Stadt erzählte ich ihr von meiner Situation. Und dann stellte sich das Unglaubliche heraus. Die Frau – ihr Name ist Luize – ist Besitzerin einer Farm in der Nähe von Cairns. Sie hat mir einen Job angeboten und auch eine Wohnung für nur 50$ (!) pro Woche. Sie hat mir sogar Geld geliehen, damit ich mir etwas zu essen kaufen konnte – und noch am selben Tag begann ich auf der Farm zu arbeiten. Der Lohn von 21,60$ ist durchaus gut, und da ich nur circa 80$ Ausgaben pro Woche habe, kann ich hier sehr gut verdienen. Ich trauere zwar immernoch dem sicherlich seeeeehr spannenden Fischerjob nach, aber ehrlich gesagt verdiene ich hier sicherlich mehr und bin auch nicht ganz so abgeschieden. Wobei – abgeschieden bin ich hier auch. Während der Woche lebe ich auf der Farm mitten im Nirgendwo. Nur am Wochenende kann ich mal in die nächstgrößere Stadt Mareeba, und hier habe ich auch Handyempfang. Ich habe mein altes Handy reaktiviert, dass zwar extrem kaputt ist und eine Menge Softwareschäden hat, aber zum Blogschreiben geht es. Im Moment sitze ich im Mac Donalds und schreibe 🙂

Aber lasst mich euch von meiner Arbeit berichten. Ich stehe jeden Morgen 6:00 auf, um pünktlich um sieben mit der Arbeit zu beginnen. Zusammen mit anderen Arbeitern aus Frankreich, Italien, Südafrika, Deutschland, Kanada und England bin ich täglich bis 16:00 beschäftigt. Meistens pflücken wir Avocados, wir beschneiden Bäume oder packen die Früchte ein. Das Pflücken ist sehr anstrengend. Man trägt eine Art Rucksack am Bauch, in den man die Früchte sammelt, und wenn der voll ist, wird er in einem Bin (große Transportkiste 1m*1m*1m) entleert. Wir sollen einen Bin in zwei Stunden schaffen, was aber echt hart ist. Ich bin recht schnell, also schaffe ich es, andere haben aber Probleme mit dem Tempo. Das Schwierige ist, dass wir in den Baum reinkriechen müssen um die Früchte zu finden. Wenn man Pech hat, stößt man direkt auf ein Wespennest und wird schmerzhaft attakiert 🙁 Der Rekord bei einem Italiener waren 15 Stiche in die Hand mit anschließendem Krankenhausbesuch. Er kam nie wieder 😀 🙁 Ich hatte aber nie mehr als einen Stich und das geht schon noch 🙂

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Wesentlich angenehmer ist das Beschneiden der Bäume. Wir machen das nicht so liebevoll wie ich es von Vati zuhause kenne, wenn er konzentriert unsere Apfelbäume pflegt. Hier wird in den Baum gesprungen und einfach ganz schnell gestutzt. Nach 10 Minuten sieht der Baum aus wie gerupft – aber scheinbar funktioniert diese Methode schon seit Jahren.

Sehr entspannt ist das Verpacken der Früchte. Die Mädels packen sie in Kisten, und wir Jungs stapeln Palleten und etikettieren alles 🙂

Das schlimmste ist aber das Ernten von Papajas. Das machen wir jeden Mitwoch. Der Harz der Pflanzen ist im Wortsinne ätzend, dass heißt die Haut juckt extrem. Jeder hasst die Papajas und Mittwoch ist immer der schlimmste Tag der Woche. Ich bitte also jeden Leser, nie wieder eine Papaja zu kaufen, es ist nicht vorstellbar wie die Pflücker dafür leiden mussten 😀

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Wenn nicht grad Mittwoch ist, ist der Job aber echt in Ordnung. Das einzige was stört ist der gelegentliche Regen. Gestern haben wir nur mit Hose bekleidet Baume gesägt, weil es wirklich übertrieben stark (und eiskalt) geregnet hatte.

Wenn ich Feierabend habe, gehe ich manchmal spazieren und fotografiere die Umgebung.

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Ganz links sieht man mein Haus 🙂 Hier nochmal eine Nahaufnahme:

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Wer genau hinsieht, kann auf diesem Bild die Behausungen der Termiten entdecken. Es gibt hier einige interessante Tiere, einen Adler habe ich zum Beispiel auch schon gesehen.

Und zum Schluss noch ein Selbstportrait, damit ihr wisst, wie ich nach Feierabend aussehe (und ja, der Spiegel ist schmutzig)

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Ansonsten gehe ich sehr zeitig ins Bett, weil die Arbeit so anstrengend ist. Manchmal schaue ich noch einen Film. Diese Woche habe ich anlässlich der längst verdienten Oscar-Auszeichnung nochmal die wichtigsten Leonardo DiCaprio-Filme angesehen 😀

Am Wochenende fahre ich manchmal mit Kollegen irgendwo hin. Letztens waren wir auf einem Markt in einem Dörfchen im Dschungel, wo ich mein erstes Souvenir gekauft habe. Einen handgefertigten Ledergürtel mit eingeprägten Pferden. Anschliessend ging es auf eine Buschparty, um ein paar Franzosen zu verabschieden, die zurück nach Frankreich mussten. Heute bin ich mal ganz selbstständig unterwegs, und habe mich per Anhalter in die Stadt bringen lassen, um euch zu schreiben.

Jetzt seid ihr erstmal auf dem neusten Stand. Ich kann leider nur unregelmäßig schreiben, da ich auf der Farm keinen Empfang habe. Deshalb kann ich auch Emails nur dann beantworten, wenn ich in der Stadt bin, oder den Laptop des Farmers benutzen kann…

Schöne Grüße aus dem Downunder und denkt immer dran:
Wer am nächsten Morgen fliegen will, muss zeitig ins Bett!!!

Bis bald
Jonas

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3 Antworten

  1. Sis sagt:

    Schön dass du mal wieder schreibst. …Das scheint ja aufregend zu sein bei dir.
    Wo hast du denn die heiße Cap her?
    Ich freu mich schon wenn du wieder da bist <3
    …aber jez beiß ich erst mal richtig in die Avocado vor mir 😀

  2. Papa sagt:

    Papayas – eine der gesündesten Früchte unter der liebe Sonne! Gut gegen Verdauungsbeschwerden, Krebs, Würmer usw. (s. http://natur-wissen.com/wp-content/uploads/2014/04/2014_1_artikel_papayablatt_das_heilgeheimnis_der_aborigines.pdf)
    Der garstige, ätzende Milchsaft der Blätter und vom Stamm ist´s besonders, dem man das Gute abgewinnen kann… Auch Pharma- und Kosmetikindustrie freuen sich – wenn`s andere ernten und aufsammeln. Also: Baumwollhandschuhe an und los!

    Was ich allerdings so am Rande nicht verstand: wie kann, wenn man den Fotoapparat so schön gerade hält, solch ein schiefes Foto rauskommen? Is trotzdem hübsch – wie Sis schon in Bezug auf die Mütze schrieb :-).

    So – hoffentlich halten die 2 Schrauben vom Stromversorgungsmast noch ein bisschen, damit es im Nirgendwo nicht auch noch dunkel wird. 🙂 🙂
    Beste Grüße!

  3. Erwin sagt:

    Hallo Jonas,

    schön wieder ein Lebenszeichen von dir zu bekommen.
    Wir haben nun unseren Papaja Konsum dir zu Liebe auf 0 begrenzt. Auch wenn´s nicht schwer fällt…
    Erstens kommt es anders als man zweitens denkt. Da bist du nun doch nicht auf einem Kutter im großen Meer. Vielleicht ist es auch gut so. 6 Wochen ohne Kontakt zur Außenwelt, abhängig von einer Person.
    Das kann auch nach hinten losgehen.
    Jetzt bist du also auf einer Farm gelandet. Ich finde, genau das macht das Rucksackreisen so großartig. Wenn man sich treiben lässt, warten doch tolle Überraschungen und auch Herausvorderungen, die man das Leben lang nicht vergisst.
    Jonas bevor du die Farm verlässt, musst du unbedingt noch ein Video vom Bäume verschneiden machen!
    Die Australische Känguruh in den Baum Sprung Technik sieht sicher schon mal interessant aus. Ich stelle mir gerade vor, wie 10 Backpacker auf Kommando in die Bäume springen, die Zweige der Bäumchen fliegen nur so durch die Luft zusammen mit den wilden Wespen und am Ende bleiben nur noch ein paar gerupfte Bäumchen übrig. (und zerstochene aber glückliche Packpacker)
    Uns geht es (außer Opa Jürgen+Oma Carmen) gut. Das hast du ja bestimmt mitbekommen, das die beiden im Krankenhaus bzw. zur Reha sind. Wir haben sie am Sonnabend besucht.
    Claudia arbeitet seit einem Monat an ihrer Schule. Gestern hatte sie ihren ersten Elternabend. Und es gefällt ihr dort sehr gut. Bei mir geht es langsam wieder los mit der Arbeit. Wobei die Betonung noch auf langsam liegt. Felix war am Sonntag wieder mit seinen Kumpels bei Dynamo. (im K-Block) Die sind so gut wie sicher schon in die 2. Liga aufgestiegen. (mit 14 Punkten Vorsprung zum Tabellen 3.)
    Und unsere europäischen Patrioten laufen immer noch ihre Montagsrunden durch die Stadt, den dumpfen Parolen hinterher.
    Jonas halte durch, und plane noch genügend Zeit für die Ostküste ein. Hast du noch vor, auf Hinchinbrook Islands zu gehen?

    Sei lieb gegrüßt von uns vieren

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