Rückkehr aufs Mainland

Hallo liebe Leser,

schön dass ihr wieder meinen Blog besucht. Ich habe zwar erst am Freitag einen Artikel gepostet, aber da ich heute Tasmanien verlassen habe und auch sonst recht viel passiert ist in den letzten zwei Tagen, schreibe ich heute wieder 🙂

Wie ihr wisst waren wir zuletzt im “Freycinet”-Nationalpark und ich hatte geschrieben, dass es stark regnete. Nachdem ich Freitagmorgen um 1:30am in meinen Schlafsack gekrochen bin, hatte sich der Regen noch verstärkt. Unser Zelt war diesen Wassermassen nicht wirklich gewachsen, also war in kürzester Zeit nur noch der vorderste halbe Meter meines Schlafsacks halbwegs trocken. Frierend und durchnässt haben wir diese Nacht im Halbschlaf durchstanden, nur um am nächsten Morgen festzustellen, dass es eine regelrechte Überschwemmung gab. So viel wie diesmal hatte es in Tasmanien seit Jahren nicht mehr geregnet und viele Gebäude im Ort hatten ordentlich was abbekommen. Der Supermarkt zum Beispiel war geflutet, und nicht nur dass, die Regenströme haben auch viel Schlamm in den Häusern verteilt. Wir waren regelrecht froh, dass wir ohnehin nach Hobart zurück mussten und stiegen also voller Vorfreude auf ein trocknes und warmes Bett am Freitagmittag in den Bus. Auch die Fahrt war ein Spektakel, denn viele Wiesen waren überschwemmt und Bauernhoftiere standen brusttief im Wasser. Kleine Bäche wurden zu großen Flüssen, und an manchen Stellen waren die Straßen überflutet. Einige Autos kamen schon nicht mehr weiter, aber der Bus hat sich selbst durch tiefere Flüsse gekämpft. Amüsiert schauten wir dann immer aus dem Fenster und waren froh, bald in Hobart zu sein. ABER: Schon bald sagte der Busfahrer dass die Straße vor uns unter einem Errutsch begraben sei und man leider nicht weiter könne. Er entschied sich umzukehren und einen anderen Weg zu suchen. Aber schon fünf Minuten später erfuhren wir, dass alle Straßen hinter uns ebenfalls unpassierbar seien. Wir steckten also in einem winzigen Dorf fest und wurden dann auch gleich in einer Art Flüchtlingslager untergebracht. Zusammen mit anderen Reisenden saßen wir dann in einer alten Turnhalle, unsicher ob die Feuerwehr die Straße wieder beräumen kann oder ob wir hier übernachten müssten. Immerhin wurden wir von den liebevollen und besorgten Dorfbewohnern professionell bekocht und umsorgt, sodass es allen recht gut ging. Nach fünf Stunden warten kam dann sogar doch noch der Oberpolizist mit der frohen Botschaft, dass die Straße (vorrübergehend) befahrbar sei. Wir sind also ganz schnell aufgebrochen und hatten es bis zum späten Abend doch noch nach Hobart geschafft, wo der Regen weit weniger Schaden angerichtet hatte. Sinnbild diesen Tages war für mich ein “Be careful when wet”-Straßenschild, dass völlig freigespült am Straßenrand im Matsch lag 😀

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Hier mal ein Bild von einem eigentlich kleinen Flüsschen, was durch den Regen zu einem richtigen Strom anwuchs. Solche Flüsse spülten dann sogar Bäume frei und schleppten etrem viel Müll mit.

Jedenfalls hatten wir abends doch noch ein gutes Bett, nur leider konnte Frithjof nicht ganz glücklich werden, wil sein schmerzender Fuß (ihr erinnert euch) mitlerweile noch stärker weh tat und er kaum richtig gehen konnte. Er hat also am selben Abend noch einen Arztbesuch organisieren müssen 🙁 Er ist am Samstag dann auch sofort mit dem Taxi zum Arzt gebracht wurden, wo sich herausstellte, dass er irgendwie den mittleren Zeh angebrochen hatte. Wahrscheinlich durch die Belastung von letzter Woche geschwächt, hat der ungünstige Sprung über einen Bach dem Zeh den Rest gegeben. Er hat nach einem ganztägigen Marathon in verschiedene Praxen nun zwei Krücken und sieht immer sehr lustig aus, wenn er mit seinem Backpack durch die Straßen hüpft. Er genießt es zwar ein bisschen, jetzt oft bedient zu werden, aber natürlich hoffen wir, dass es schnell heilt, weil er ja eigendlich schon nächste Woche weiterreisen möchte.

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Wärend Frithjof also damit beschäftigt war, ging ich gestern noch in Tasmaniens wohl bekanntestes Museum – das MONA oder ausgeschrieben das “Museum of Old and New Art”. Dieses Kunstmuseum ist wohl eines der provozierendsten Museum der Insel. Es geht komplett um moderne Kunst, nur gelegentlich ist ein altes Kunstwerk ausgestellt um den Vergleich zu der heutigen Kunst zu schaffen. Kontrovers ist es, weil viele Kunstwerke meiner Meinung nach den größtmöglichen Wahnsinn des Menschen ausdrücken. Skulpturen von zerreisenden Körpern aus Wachs, ein am Galgen erhangenes Steinpferd oder ein Totenschädel aus vertrockneten Insekten sind gute Beispiele dafür. Es gab auch ein Stockwerk nur mit Bildern von den Künstlerkollegen “Gilbert & George”, die in ihren Bildern oft Soldaten, Munition und Blut unterbringen. Am besten zeige ich im Folgenden mal ein paar Beispielbilder, damit ihr euch den Stil des Museums besser vorstellen könnt. Die Bilder sind leider im Dunkeln ohne Stativ nicht erstklassig, aber auf jedenfall sollten sie einen Eindruck vermitteln:

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Der Popart von “Gilbert & George” war eine ganze Etage gewidmet. Die Bilder waren zwar ein bisschen verrückt, aber noch das am wenigsten ungewöhnliche des Museums.

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Bezeichnend fand ich auch, dass das Buch über das Museum den Titel “The Bullshitbook” trägt 😀 Schön war jedoch die Architektur. Das Museum steht auf einer Halbinsel und ist in den Felsen hineingebaut. Man startet oben in einer recht kleinen Hütte und fährt mit dem Fahrtstuhl in die drei unterirdischen Stockwerke. Das Museum wirkt wie eine riesige Halle aus Stein.

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An einer Wand gibt es sogar eine Installation, die aus Wassertropfen fallende Wörter formt 🙂

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Und einen deutschen Porsche gab es auch – ebenso wie eine echte Mumie und wirklich interessante Fotos vom Scan der Mumie. Das Museum hat mir gut gefallen, auch wenn ich mich permanent fragen musste, welches wahnsinnige Genie für die Schaffung dieser Werke verantwortlich war. Der Besuch im MONA lohnt sich auf jeden Fall, wenn man in Hobart ist, aber es ist eben ein – naja – sehr kontroverses Museum.

Und damit war leider unsere Zeit in Tasmanien schon wieder rum. Heute morgen flogen wir zurück nach Melbourne. Da Tasmanien komplett unter Wolken lag, haben wir erst bei der Landung in Melbourne von unserem Fensterplatz profitieren können.

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Angekommen in Melbourne haben wir uns ersteinmal ins Hostel eingecheckt und während Frithjof daheim blieb, bin ich dann noch durch die Stadt gezogen. Und zwar habe ich zuerst den “Queen Victoria Market” besucht, ein sehr großer Markt in einer riesigen Halle, wo hauptsächlich Chinesen verkaufen. Gemüse, Obst, Fleisch, Fisch, Käse, Wein und extrem viel Ramsch bekommt man hier sehr günstig. Außerdem sind viele Straßenmusiker, -künstler und “-künstler” unterwegs 😀

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Danach habe ich mir die Streetart Melbournes angeschaut, für die die Stadt bekannt ist. Im Internet habe ich eine gute “Wanderroute” durch die Stadt gefunden, die an den besten Kunstwerken vorbeiführt. Gemeint sind Grafittis, aber auch einige grotesk eingerichtete Schaufenster oder Kneipen können durchaus als Kunst durchgehen. Hier eine kleine Auswahl aus meiner unendlich großen Fotosammlung der melbournschen Streetartperlen:

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Intressant waren auch die verschiedenen Menschen, denen man hier begegnet. Musiker, viele Touristen und sogar ein Hochzeitspaar waren in der bunten Kulisse unterwegs.

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Nach einer langen Wanderung durch die Stadt hatte ich das Gefühl, ein wunderschönes Freiluft-Kunstmuseum besucht zu haben. Ich bin begeistert von dieser kultigen Stadt, und irgendwie erinnert mich diese hippe, leicht alternative Stadt sehr an die Dresdner Neustadt.

ich habe leider nur noch bis Mittwoch Zeit für weitere Erkundungungen, da ich dann meine Reise ins Herz es Landes fortsetzte. Doch diese Zeit werde ich nutzen, um so viel wie möglich zu sehen. Mittwoch starte ich (leider ohne Frithjof) nach Adelaide, und von dort ist es dann nur noch ein Schritt zum Eyers Rock, dem einsamen Felsen in der Mitte des Outbacks.

Es wird also schon bald wieder viel zu berichten geben.

Bis bald 🙂

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Schöne Grüße aus Melbourne
euer Jonas

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2 Antworten

  1. Erwin sagt:

    Hallo Jonas,

    mann o mann, da seid ihr ja gerade noch so weggekommen, von der Insel. Krass wie viel Wasser zusammen-kommen kann, wenn es mal ein, zwei Tage kräftig regnet. Beim Elbehochwasser 2002 hat es ja auch “nur 3 Tage” gegossen und dann war alles zu spät. Da kann es einem schon anders werden.
    Übel was teilweise unter dem Begriff Moderne Kunst alles gemacht wird. Zeigen die in dem Glaskasten ein totes Tier während der Verwesung? Abgesehen davon, das “die Idee” keineswegs neu ist (hab ich so ähnlich mal im Oktogon gesehen), viel geschmackloser gehts kaum. :kotz:
    Das Schwarz/Weiß Foto finde ich übrigens genial. Hast du das auch geschossen, Jonas?
    Schön, das es dir in Melbourne so gut gefällt, auch wenn dein Kumpel die Stadt gerade nicht so genießen kann. Gute Besserung an ihn, unbekannterweise.
    Meine Erinnerungen an diese Stadt bestehen aus den leckersten Mangos die ich je gegessen habe,
    einer großen Diskothek (angeblich die größte auf der südlichen Halbkugel) in einem ehemaligen Kino,
    einer verlorenen, nicht eingelösten Wette (eine Kiste Bier in Deutschland) mit einer deutschen Reisenden wobei ich nicht mehr weis worum es ging, riesigen Tannenbäumen und Weihnachtsmännern im Hochsommer in der Fußgängerzone und einem Kneipenbesuch mit einem Engländer wo ich mich bei einer Art Ego Shooter Spiel blamiert habe, weil ich nichts getroffen habe und viel zu langsam war.
    Ich wünsche dir noch paar schöne gemeinsame Stunden mit Frithjof in der Stadt und dann ne schöne Weiterreise nach Adelaide.

    Viele Grüße von Claudia, Felix und Lilli

  2. Margit sagt:

    Hallo Jonas,

    deinen letzten Eintrag lese ich erst heute und ich freue mich, dass du nochmal so ausführlich vom Hochwasser, vom MONA und von Melbourne schreibst! Dass Frithjof nun mit Krücken ausgestattet ist, schrieb er letztes Woche in seiner Email, echt bedauerlich. Auch dass ihr euch trennen musstet, aber nun geht es eben wieder anders und spannend weiter. Evtl. schaue ich nicht mehr so häufig in deinen Blog, werde dafür aber immer zurück lesen, wenn ich mal dabei bin. Du machst das echt toll mit den Bildern und wie du die Eindrücke schilderst. Das schult journalistische Fähigkeiten und Reisebuchautor werden wäre ja auch noch was ;-).
    Die Fotos vom Streetart sind beeindruckend, so was kriegt man ja sonst in kaum einer Stadt zu sehen, also wo das touristisch regelrecht gefördert wird? Die Welt braucht ein paar verrückte Sachen, deswegen gibt es wohl auch das MONA-Mueum. Sonst wäre manches einfach zu langweilig und zu normal. Jedenfalls wecken deine Berichte immer wieder Lust am Auch-mal-so-reisen.
    Nun naht schon das Outback, da wünsche ich dir ganz viel Freude und nicht zu viel Hitze!

    Gruß, Margit

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