Abschied von Panama

‍Liebe Leserinnen und Leser,

es ist soweit. Das hier ist der (vorerst) letzte Artikel, den ich über Panama veröffentliche. Meine Zeit hier ist leider vorüber. Am Freitag haben wir das Land verlassen und sind seitdem auf den Galapagosinseln in Ecuador. Galapagos hat mich schon nach einem Tag so unglaublich begeistert und in seinen Bann gezogen – ich werde also bald sehr viel zu erzählen haben.

Aber auch in Panama erlebten wir ja eine unglaublich turbulente Zeit mit vielen Höhen und Tiefen, sodass ich doch irgendwie traurig bin, die Stadt und das Land verlassen zu haben. Zum einen habe ich mich bei Cine Animal filmisch sehr weiterentwickelt. Die Entscheidung, hier zu arbeiten, war im Nachhinein ein echter Volltreffer, denn ich glaube, dass es nicht so viele Firmen gibt, bei denen man so tief involviert sein kann. Filmen, schneiden und reisen. Und davon abgesehen wurde ich von den Kollegen auch sehr gut in die Kunst- und Kulturszene der Stadt eingeführt. Von daher bin ich, was das Praktikum betrifft, sehr glücklich. Außerdem habe ich einige tolle Menschen kennengelernt und neue Freunde gefunden. Auch über mich selbst ist mir einiges klar geworden. Dass ich Stärken, aber auch Schwächen habe, die mir noch nicht so bewusst waren. Gerade in den letzten Wochen habe ich viel darüber nachgedacht, wie ich mich als Mensch weiterentwickeln möchte. Ich habe neue Ziele gesteckt, Pläne geschmiedet und Vorsätze getroffen. Ich denke, dass mich die letzten Monate sehr stark geprägt und verändert haben, auf eine gute Weise, und ich bin gespannt, wie ich mich bald wieder zu Hause einleben werde.

Aber jetzt möchte ich gern von unserer letzten Reisewoche in Panama erzählen, in der es noch einmal hoch herging. Ihr erinnert euch an unseren Aufenthalt in Santa Catalina. Ich muss sagen, dass diese Woche für mich die entspannteste in der gesamten Panamareise war. Ich würde sagen, dass Santa Catalina einer meiner Lieblingsorte im Land ist. Das liegt zum einen an der tollen Landschaft mit Stränden, Inseln und guten Tauchspots, aber auch an den Leuten, die wir getroffen haben. Wir blieben länger in Santa Catalina als ursprünglich geplant, und sind dann direkt ohne weiteren Zwischenstopp nach Las Tablas gefahren. In Las Tablas wartete ein ganz besonderes Highlight panamesischer Kultur auf uns, das Fest der „Mil Polleras“. Polleras sind traditionelle panamesische Damenkleider, die auf spanischer Kolonialkleidung basieren. Die Polleras sind aufwendig bestickt und die Damen tragen sehr teuren goldenen Schmuck und Perlen. In Las Tablas hat sich ein Festival etabliert, auf dem sich besonders die reichen Familien präsentieren, und inzwischen gibt es so viele Teilnehmerinnen, dass das Fest dementsprechend Mil (1000) Polleras heißt. Es sind sogar weit mehr als 1000 Damen, wie ich erfahren habe. Es gibt einen festlichen Umzug mit Musik, Fahnenträgern und großen Wägen. Die Damen und ihre Partner bewegen sich tanzend durch die Stadt. Das ganze Event ist den Festlichkeiten von Macaracas in gewisser Weise ähnlich, aber deutlich größer.

Unser Freund Giness aus Panama stammt aus einer großen, gut vernetzten Familie. Viele seiner Verwandten sind auch Teilnehmer des Festivals. Wir hatten großes Glück, denn Giness lud uns ein, den Tag mit ihm und seinen Verwandten zu verbringen. Normalerweise ist der Ort und die gesamte Umgebung ein ganzes Jahr im Voraus für diesen Tag ausgebucht, aber wir konnten in einem Haus seiner Familie wohnen. Auch Emily, seine US-amerikanische Freundin, war dabei, und wurde von der Verwandtschaft traditionell eingekleidet. Der Festtag begann damit, dass sich die Damen stundenlang schmückten und fertig machten, während die Männer im Garten Sekt tranken. Danach starteten alle zum Umzug. Die Familie hatte einen eigenen Block in der Menge, dem der älteste Onkel als Fahnenträger voranschritt. Er hatte uns schon vorher eingeschärft: Das Event macht am meisten Spaß, wenn man komplett betrunken ist, und dementsprechend wurde auch während des Umzuges Bier und Sekt eingeschenkt. Trotzdem waren wir zu beschäftigt, um allzu sehr dem Alkohol zu erliegen, denn Eric und ich wollten ja auch filmen und fotografieren. Und so haben wir uns im Zug vor und zurück bewegt und viele hundert Bilder gemacht. Auch das Fernsehen und sehr viele Journalisten waren anwesend, und über unseren Köpfen kreisten permanent mindestens zwei oder drei Drohnen. Der Umzug dauerte bis spät in die Nacht, denn andere Gruppen starteten später, aber wir waren relativ früh schon fertig. Es gab im Anschluss ein gemeinsames Essen und viel Zeit mit der Familie. Es war ein wirklich schöner Festtag und ein interessanter Einblick in die panamesische Kultur!

Am nächsten Tag sind wir zurück nach Panama City gefahren. Die letzten vier Tage waren angebrochen. Der Abschluss in Panama war leider ein wenig seltsam. Am Montag hatte ich mich ein letztes Mal ins Büro begeben und dann überlegt, was ich in den nächsten Tagen noch anstellen könnte. Eric wollte die Zeit nutzen, um an einem Zusammenschnitt seiner Werke zu arbeiten, und ich entschied mich, nach San Blas zu fahren. Das ist eine Inselgruppe an der Karibikseite des Landes. Hier erstrecken sich über mehrere hundert Kilometer kleine Sandinseln, die mit ein paar Kokospalmen bewachsen sind. Auf diesen Inseln lebt, in mühevoll erarbeiteter Unabhängigkeit, das Volk der Kuna. Oft ist es nur eine einzige Familie, die auf einer der winzigen Inseln lebt. Das Geschäft der Inselbewohner ist der Fischfang und seit einer Weile auch der Tourismus. Einige der Familien haben Hütten gebaut, die an Besucher vermietet werden. Es gibt günstige Inseln, auf denen eine Nacht circa 30 Dollar kostet, und bessere Unterkünfte für bis zu 70 Dollar. Ich war auf der Insel Franklin. Hier gibt es einen recht großen Komplex von Hütten, man kann es fast als Inselhostel bezeichnen. Entsprechend ist das eine recht günstige Insel, und gleichzeitig trifft man viele andere Backpacker.

Die Anreise war sehr teuer, denn von Panama City aus muss man erstmal zwei Stunden mit einem Geländewagen durch die Berge fahren, und dann weitere 40 Minuten mit dem Boot zur Insel. Ich hatte die letzten zwei Nächte sehr wenig geschlafen, weil unser Hostel sehr laut war. Bei der Bootsfahrt verließen mich dann endgültig die Kräfte, denn während der gesamten Fahrt schwappte kaltes Wasser ins Boot. Bereits nach wenigen Sekunden war ich komplett durchnässt. Auf der Insel angekommen, war dann auch das Wetter grau und bewölkt, und ich fühlte mich schwach und krank. Die nächsten Stunden habe ich dann eher fiebernd und schlafend in meiner Hütte verbracht, bis mein Nachbar mir zur Hilfe kam. Der israelische Juwelier gab mir zwei golden glänzende Tabletten mit hebräischen Schriftzeichen, und nach wenigen Minuten war ich wieder fit, für den Rest des Tages. Eine echte Wundermedizin. Ich konnte also doch noch die Insel erkunden, was aber schneller erledigt war als gedacht. Zu Fuß war die Insel in einer Minute umrundet, dementsprechend habe ich mich dann einfach an den Strand gesetzt und bin schwimmen gegangen. Die San-Blas-Inseln sind definitiv ein Paradies, aber mit dem Wetter hatte ich leider kein Glück, es war kühl und bewölkt. Schwimmen und in der Sonne liegen sind aber eigentlich die einzigen Aktivitäten zum Zeitvertreib, die man auf einer winzigen, abgelegenen Insel unternehmen kann. Dementsprechend habe ich die restliche Zeit eher damit verbracht, mit anderen Inselbewohnern über Gott zu reden. In Panama findet zurzeit der katholische Weltjugendtag statt, und die jungen Katholiken sind tatsächlich aus vielen Ländern der Erde angereist. Ein paar Teilnehmer waren auch auf der Insel. Es waren tatsächlich viele Theologiestudenten darunter, die sich darauf vorbereiteten, den Dienst in der katholischen Kirche anzutreten. Entsprechend konnten wir interessante Diskussionen führen, über Gott, die Welt und die Kirche.

Am nächsten Morgen ging es leider sehr früh zurück, und gesundheitlich war ich auch wieder viel angeschlagener als am Vortag. In Panama angekommen, habe ich mir also zur Erholung ein Hotelzimmer gemietet. Dieses hatte allerdings keine Fenster und die Wärme sowie mein Husten haben mir auch in der nächsten Nacht das Einschlafen erschwert. Außerdem sind wir natürlich an unserem letzten Abend noch um die Häuser gezogen und dadurch ohnehin sehr spät nach Hause gekommen. Die letzten Tage in Panama waren recht kräftezehrend für mich, und ich war irgendwie froh, dieses Kapitel abzuschließen, als wir am Flughafen ankamen.

Wir sind mit drei sehr entspannten Flügen auf den Galapagosinseln angekommen, und hier kann ich wieder richtig zur Ruhe kommen. Es ist warm und es gibt so viel zu sehen! Dazu bald ein ausführlicher Text.

Die Zeit in Panama war für mich sehr wertvoll. Auch wenn ich in den letzten Tagen nicht mehr ganz so fit war, insgesamt hat sich jeder einzelne Tag gelohnt. Das gesamte Praktikum hat mich als Filmemacher und als Menschen sehr weitergebracht. Ich bin froh, dieses kleine Land in der Karibik für mein Praxissemester ausgewählt zu haben.

Liebe Grüße,
Jonas

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1 Antwort

  1. Papa sagt:

    Oh, sehr nett, die buntgeschmückten Damen! Sollte man in Deutschland auch mal einführen. Wobei, da müssten die Damen ja auch lächeln, statt Schmollmund und Trübsalsgesichter.
    Interessant auch die spanische Art und doch einige afrikanische, bunt-gestreifte Röcke.
    Die süßen Echsen: Wie groß sind die? Kannst du mal einen Größenvergleich dazustellen (z.B. den Eric mitten in die Meute)?
    So, nun futter mal schön viel Vitamine, leg dich in die Sonne – und dann bist du auch schnell wieder ganz auf dem Dampfer!

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