Wieder auf Jobsuche
von Jonas · 19. Februar 2016
Liebe Leserinnen und Leser,
nachdem ich kürzlich den Roadtrip zum Uluru unternommen hatte, wurde mir eines schmerzhaft bewusst: Ich war finanziell schon wieder recht knapp bei Kasse. Das Reisen in den letzten Wochen hatte viel Geld gekostet, und deshalb entschied ich mich, erneut auf Jobsuche zu gehen.
Ich hatte eigentlich Lust, noch in Alice Springs zu bleiben, da ich hier schon einige Leute kannte. Außerdem hat das Hostel einen Pool. Das ist ja in diesen Breitengraden von unschätzbarem Wert. Also habe ich von Donnerstag bis Samstag Lebensläufe verteilt, Menschen angerufen und nur noch gelegentlich ein paar Kleinigkeiten unternommen, wie zum Beispiel einen Besuch im Kino oder (als Zuhörer) in der Karaokebar. Leider hörte ich von allen dasselbe: Die Stadt ist gerade so ruhig, dass es kaum etwas zu tun gibt. Viele fahren scheinbar jetzt im Sommer für ein paar Wochen in den Urlaub, um der Hitze zu entkommen. Bei der Kamelfarm hatte ich anfangs gute Aussichten auf einen Job, wurde dann aber abgelehnt, weil ich nicht reiten kann.
Also habe ich mich entschieden, auf gut Glück weiterzureisen. Und schon am Dienstag saß ich in einem Bus nach Townsville, einer 2000 Kilometer entfernten Stadt an der Ostküste.
Die Fahrt durch das Outback war mal wieder umwerfend. Der Blick über das weite Buschland ist einfach immer wieder wunderschön. Auch die „Dörfer“, die wir durchquert hatten, waren sehr interessant. Es handelte sich meistens nur um eine Tankstelle, eine Bar und vielleicht einen Campingplatz oder ein Motel. Geführt wurden diese Roadhäuser meist von Aborigines – und man sieht hier sehr viele Roadtrains parken.
Ich finde es immer sehr angenehm, einfach im gekühlten Bus zu sitzen, und den Blick über das weite Land schweifen zu lassen. Einmal habe ich am Horizont sogar einen Buschbrand gesehen, der in diesen einsamen Gegenden aber niemanden stört. Es gab auch sehr viele Termitenhügel, die ich aber bei den Geschwindigkeiten des Busses schlecht fotografieren konnte. Einmal hat der Busfahrer kurz im „Devils Marble Conservation“-Reservat gehalten, einem winzigen Nationalpark. Hier liegen große, runde Steine aufeinander geschichtet. Sie sehen eigentlich aus, als wären sie von Wasser geformt: im Outback ein seltsamer Anblick.
Aber schon bald ging es weiter, da wir ja 2000 Kilometer schaffen wollten. Nach 26 Stunden kam ich dann in Townsville an. Hier hatte ich einen eher schlechten Start, denn kaum angekommen, bekam ich eine Zusage für einen Job in Alice Springs. Also ärgerte ich mich, dass ich die Stadt schon verlassen hatte. Die folgenden drei Tage ging ich auch hier auf Jobsuche, und mein Frust wurde verstärkt, da es auch hier tendenziell keine Arbeit gibt. Dazu kommt noch die unerträgliche Hitze. Bei den hiesigen Temperaturen ist man permanent am Schwitzen, und auch das Schwimmbad und die Dusche können nur warmes Wasser liefern. Das Meer ist sogar bis auf zwei netzgeschützte Abschnitte ganz gesperrt – wegen giftiger Quallen, Haien und Krokodilen.
Nach langen, anstrengenden Tagen habe ich abends immer einen kleinen Ausgleich gebraucht. Das wiederum ist hier aber recht einfach, da die Stadt echt schön ist. Am ersten Abend habe ich einfach nur ein paar Fotos vom Stadtpark gemacht.
Am nächsten Tag bin ich dann in der Dämmerung auf einen sehr hohen Berg gestiegen, der hier mitten in der Stadt aufragt.
Von hier aus hat man eine tolle Aussicht über die nächtliche Stadt, und zwar in alle Richtungen. Man sieht den Hafen, den Flughafen, das Industriegebiet und all die Straßen im Stadtzentrum. Man sieht sogar „Magnetic Island“ – eine kleine, hügelige Insel in der Bucht vor der Stadt.
Auch so ist die Stadt recht schön. Wenn man durch die Straßen geht, wird man immer wieder überrascht von Streetart, kleinen Hafenbuchten und charakteristischen „alten“ Häusern.
Und gestern gab es dann auch eine gute Nachricht, was den Job angeht. Ich werde ab nächster Woche wieder Arbeit haben. Und zwar werde ich auf einem Fischerboot bei einer Barramundi-Fischerei helfen. Die Fischerei liegt an der Nordküste, ca. 700 Kilometer von Darwin entfernt, sodass ich mit einem winzigen Flugzeug anreisen muss und dann noch zwei Stunden mit dem Boot weiterfahren. Die Anreise, die Unterkunft und das Essen werden vom Fischer bezahlt. Ich bekomme auch ein bisschen Gehalt, aber das hängt von unserer Fangquote ab. Trotzdem – ich freue mich sehr, diese Erfahrung in einem 10-Personen-Dorf zu machen und jeden Morgen zur See zu fahren. Da gibt es bald also wieder viel zu berichten.
Heute konnte ich also den ganzen Tag frei gestalten, deshalb bin ich eine lange Zeit einfach im Pool baden gewesen. Das Wochenende möchte ich dann noch auf Magnetic Island verbringen, bevor ich nächste Woche wieder ins Berufsleben zurückkehre.
Ich melde mich bald wieder.
Liebe Grüsse,
Jonas
