Dubai: Quirlige Altstadt und Riesen aus Glas
von Jonas · 1. Februar 2025
Liebe Leserinnen und Leser,
kurz nach dem Jahreswechsel begann für mich wieder eine sehr lange Reise. Erst Anfang Dezember bin ich aus Namibia zurückgekommen. Den Blogartikel mit einem kleinen Reisevideo und vielen Fotos findet ihr hier. Mitte Januar brach ich dann in Richtung Asien auf. Rund 10 Wochen Reisezeit sind vorgesehen. Acht Wochen lang werde ich für das ZDF in Nepal drehen. Davor wollte ich ein paar Tage in Indien einlegen, weil zwei meiner indischen Freunde aus Berlin hier heiraten. Und als ich sah, dass meine bevorzugten Flüge nach Indien über Dubai gehen, entschied ich mich, auch hier noch ein paar Tage zu verbringen.
Für mich war es die dritte Reise nach Dubai. Die Stadt fasziniert mich, seit ich sie im Jahr 2016 zum ersten Mal besucht hatte. Damals bin ich gerade von meiner elfmonatigen Australienreise zurückgekehrt. Die alten Blogartikel von Australien habe ich erst kürzlich nochmal gelesen. Sie zeigen sehr schön die Anfänge dieses Blogs, der sich seitdem wirklich sehr schön entwickelt hat. Hier seht ihr ein paar Schnappschüsse meines allerersten Dubai-Besuches:
2021 kehrte ich für die Dubai Expo zurück – die Weltausstellung aus dem Jahr 2020 musste aufgrund der Pandemie mit einem Jahr Verspätung stattfinden. Nun, bei meinem dritten Besuch blieb ich vier Tage lang. Bereits in der Vergangenheit hatte ich festgestellt, dass Dubai eine sehr lebhafte und rustikale arabische Altstadt hat, die in großem Kontrast zu den hunderten gläsernen Wolkenkratzern im neuen Teil der Metropole steht. Dieser Stadtteil namens Deira ist bereits im 17. Jahrhundert gewachsen und existiert dementsprechend schon so viel länger als das schillernde, luxuriöse Dubai, dass man heute kennt. Deira hatte mich bei meiner letzten Reise schon sehr begeistert, also buchte ich ein Hotel in der Nähe vom Dubai Creek am Rande des historischen Viertels. Einen großen Teil meiner Zeit verbrachte ich dann tatsächlich damit, durch die vielen kleinen Märkte und die engen Gassen zu ziehen. Von meinem Hotel aus konnte ich nur für zwei Dirham (rund 50 Cent) über den Fluss fahren und mich dort in die wohl lebhaftesten Märkte der Stadt stürzen. Gewürze, Kleidung, aber auch fachkundig gefertigten Gold- und Silberschmuck findet man in den Souks in Deira.
Die meisten Menschen rechnen wahrscheinlich gar nicht damit, dass es in Dubai auch solche Viertel gibt. Tatsächlich würde ich aber sagen, dass der größere Teil der Stadt eher aus diesen kleinen verwinkelten Gassen besteht, die chaotisch, teilweise etwas verfallen und verschmutzt sind. Dubai ist zwar durch die gigantischen Wolkenkratzer und extremen Luxus weltbekannt geworden, doch ein Großteil der Bevölkerung lebt ein weniger glamouröses Leben. In Deira und ähnlichen Stadtteilen trifft man auf Gastarbeiter aus Indien, Nepal oder Bangladesch und vielen anderen asiatischen und afrikanischen Ländern. Diese Multikultur macht es so spannend, hier zu wohnen. Ich habe einige indische Restaurants besucht und mich damit auf die kommenden Tage in Indien eingestimmt. Ich habe aber auch philippinische und thailändische Spezialitäten und sogar Supermärkte gefunden, sodass ich altbekannte Speisen und Getränke bekommen konnte.
Natürlich bin ich auch mehrfach in das moderne Dubai gefahren. Mit der Metro geht das recht schnell. Ich habe wieder den Burj Khalifa besucht. Diesmal bin ich jedoch nicht auf die Aussichtsplattform gestiegen, sondern habe einen Wolkenkratzer gegenüber erklommen, von dem aus ich einen guten Blick auf das höchste Gebäude der Welt hatte. Endlich konnte ich mir auch mal den Dubai Frame aus der Nähe ansehen. Es ist ein riesiges bilderrahmenartiges Gebäude in einem Park. Aus der Nähe fällt mir aber bei vielen der tollen Gebäude auf, dass das Video- und Bildmaterial oft beeindruckender aussieht, als die Wirklichkeit. Vor dem Dubai Frame zum Beispiel erstreckt sich eine riesige Wohnsiedlung mit „kleinen“ fünfstöckigen Häusern. Die Straßen glühen in der Hitze und alles ist verstaubt. Außerdem sind überall in der Stadt Baustellen und fast überall hört man die lauten Presslufthämmer klirren.
Auch die Dubai Marina habe ich besucht. Es ist ein luxuriöser Yachthafen mit einigen Hochhäusern sowie einem großen Strand. Dieser ist allerdings von Touristen überfüllt. Auf einer Halbinsel gegenüber liegt das Dubai Wheel. Es ist mit 250 Metern Höhe das größte Riesenrad der Welt. Eine Fahrt dauert 38 Minuten. Aber auch hier sieht man auf den zweiten Blick, dass nicht alles nur Luxus ist. In kleinen Gassen liegen ebenso die typischen indischen Geschäfte und auch hier gibt es unzählige Baustellen. Die sengende Hitze und der Staub in der Luft machen Spaziergänge herausfordernd. In der Marina ist mir außerdem etwas spannendes aufgefallen: Auf dem Boden lagen hunderte Visitenkärtchen mit den Fotos leichtbekleideter (KI-generierter) Frauen, dazu WhatsApp-Nummern. Sie wurden in ganzen Straßenzügen ausgeworfen. Es handelt sich augenscheinlich um einen Massage-Service, doch die Aufmachung der Kärtchen lässt vermuten, dass auch andere Services angeboten werden. Die Emirate haben Prostitution streng verboten. Doch diese Kärtchen zeigen, dass sich auch hier Strukturen bildeten, die den „Wünschen der Kunden“ nachkommen. So zumindest interpretiere ich die Szene.
All diese Orte kannte ich ja bereits, aber es war schön, wieder vorbeizuschauen und hier und da auch tiefer einzutauchen, als in der Vergangenheit möglich. Ganz neu für mich war ein Besuch im Ras Al Khor Wildlife Sanctuary. Es ist ein 1.300 Hektar großes Schutzgebiet am Dubai Creek. Hier wachsen Mangroven und dazwischen tummeln sich einige tausend Flamingos. Auf einem Steg kann man in den Mangrovenwald gelangen, der ansonsten von einem Zaun umgeben und nicht zugänglich ist.
Jedoch war die Zeit in Dubai für mich eher anstrengend. Einerseits hatte ich tagsüber noch einiges für unseren Dreh in Nepal vorzubereiten. Außerdem war das Hotel das ich buchte schrecklich. In dem ohnehin etwas heruntergekommenen Gebäude befanden sich acht (!) Nachtclubs. Ich wechselte drei Mal mein Zimmer, doch in jedem Winkel des Hauses wurde ich bis morgens um vier von den Bässen der Diskotheken durchgeschüttelt. Ich versuchte sogar, mit meinen Noise Cancelling Kopfhörern zu schlafen, aber ohne Erfolg. Ich hatte durchschnittlich nur drei bis vier Stunden Schlaf pro Nacht. So fühlte ich mich auch tagsüber recht kraftlos und hatte besonders am Abend keine Energie mehr für große Ausflüge. Die Lesershow am Burj Khalifa musste ich mir diesmal also leider entgehen lassen.
Trotzdem hatte meine Dubai-Reise einige sehr schöne Momente. Besonders die Bootsfahrten und Ausflüge in und um Deira haben mir großen Spaß gemacht.
Sehr bald werde ich aber nicht mehr nach Dubai zurückkommen. Ich kenne mich in der Stadt inzwischen sehr gut aus und ich habe schon beim Ankommen gemerkt, dass ich nicht mehr die frühere Begeisterung empfinde. Es fühlt sich eher an, als würde ich mal wieder Dresden oder Offenburg besuchen. Ein nettes Gefühl, aber man kennt es eben. Ich glaube mit dieser Reise und mit den tiefgehenden Einblicken in die Altstadt Deira, die mir bisher eher fehlten, kann ich mich vorerst von der Stadt verabschieden. Und das ist schön, denn es warten noch so viele andere Reiseziele.
Nach nur drei Tagen flog ich nach Indien. Schon zu Beginn des rund vierstündigen Fluges war ich etwas nervös. Viele meiner Freunde waren schon in Indien und warnten mich. Es würde extrem herausfordernd werden. So wie es klang, könne man in Indien keine Minute genießen, sondern muss immer nur auf der Hut sein. Ich war gespannt, ob sich das bestätigen würde, als ich abflog. Und da ich diesen Blogartikel am Ende meiner Reise schreibe, kann ich schonmal eine kurze Entwarnung geben und verraten, dass Indien ganz im Gegenteil für mich eine wunderbare Erfahrung war!
Davon berichte ich euch im nächsten Artikel.
Liebe Grüße,
Jonas