Roadtrip zum Uluru

Liebe Leserinnen und Leser,

da schreibe ich schon wieder. Ich war nämlich in den letzten zwei Tagen im Outback unterwegs und habe den „Uluru“ (Ayers Rock) und die „Kata Tjutas“ besucht.

Noch während ich Montagnacht den Blogbeitrag über die Great Ocean Road und die Fahrt mit Ghan verfasste, sprach mich ein Mitbewohner aus dem Hostel an. Er berichtete mir, dass er am nächsten Tag mit seinem eigenen Auto zum Uluru aufbrechen würde, und hat mir angeboten, mich mitzunehmen. Ich sagte zu.

Am nächsten Tag sind wir gegen Mittag losgefahren. Die Distanz von Alice Springs zum Uluru beträgt 470 km und bei den australischen Geschwindigkeitsvorschriften braucht man da schon ungefähr vier bis fünf Stunden. Vollgetankt, und bepackt mit Campingausrüstung und 20 Litern Wasser brachen wir auf.

Mein Reisegefährte kommt aus Hongkong und da sich niemand seinen chinesischen Namen merken kann, stellt er sich überall als „Fox“ vor. Er hatte das Auto vor einem Monat für 500 Dollar – also ungefähr 350 Euro – gekauft, und diesem Preis machte es alle Ehre.

Es fuhr zwar noch einigermaßen zuverlässig, war aber insgesamt sehr mitgenommen. Ein Fenster war nur noch angeklebt, die vordere Stoßstange wird wahrscheinlich bald abfallen und die Klimaanlage war komplett kaputt. Besonders letzteres war bei 40 °C eher ungünstig. Aber trotzdem kamen wir nach ein paar Stunden Fahrt in Yulara – einem kleinen Dorf neben dem Uluru – an. Ich bin sogar die überwiegende Strecke selbst gefahren, weil Fox nicht so gerne fährt, einfach weil er in Hongkong noch nie selbst gefahren ist. Das Fahren im Outback war an sich schon etwas Besonderes, weil man einfach ewig einer schnurgeraden Straße durch das Buschland folgt, ohne irgendwelche Abwechslung.

Interessant wurde die Fahrt besonders dadurch, dass auch Gangschaltung und Bremse schon sehr abgenutzt waren. Ich hatte also beim Fahren viel Spaß und war ein bisschen überrascht, als wir dann doch ohne Probleme angekommen sind. Wir haben als Erstes unser Zelt auf einem kleinen Campingplatz aufgebaut und sind dann zu einem Aussichtspunkt gefahren, von wo aus man einen guten Blick auf den Uluru hatte. Da der Sonnenuntergang hier schon um 7:30 Uhr stattfindet, kamen wir genau rechtzeitig, um noch beobachten zu können, wie dieser große Felsen im sinkenden Licht seine Farbe wechselt.

Interessant war es zu sehen, wie der Felsen, kurz bevor die Sonne ganz weg war, noch einmal orange „aufleuchtete“. Eine Weile später sah man ihn dann nur noch als dunklen Schatten.

Anschließend haben wir bei immer noch unerträglichen Temperaturen im Zelt übernachtet, um am nächsten Morgen sehr zeitig aufzustehen. Wir sind gleich am Morgen zum Fuße des Uluru gefahren, um eine Rundwanderung zu starten. Eigentlich wollten wir auch auf den Gipfel steigen, aber dieser Weg war zurzeit gesperrt. Die Aborigines wollen eigentlich nicht, dass jemand den Berg besteigt. Aber da es offiziell noch erlaubt ist, gibt es oft Protestler, die den Weg zerstören, sodass er eine Weile gesperrt werden muss.

Wir sind also nur drumherumgelaufen, aber auch das war wirklich interessant. Der Fels ist ja riesengroß mit seiner Höhe von 350 Metern, und man sieht viele Höhlen, oder andere ungewöhnliche Strukturen im Gestein. Die hier lebende Aboriginal-Gemeinschaft der „Anangu“ hat zusätzlich noch viele informative Schilder aufgestellt, auf denen man Sagen oder Geschichten zum Uluru erfährt. Für sie ist der Uluru ein heiliger Berg, der in ihrer Schöpfungsgeschichte eine zentrale Rolle spielt. Nach den Erzählungen der Anangu entstand der Uluru in der spirituellen Schöpfungszeit. Viele Felsformationen sollen Spuren jener Ahnenwesen zeigen, die hier wirkten und kämpften. Rund um den Uluru finden sich zahlreiche Felsmalereien, die zur Weitergabe von Wissen und Geschichten an die jüngeren Generationen dienten.

Hier mal ein paar Eindrücke, die ich beim Umrunden dieses riesigen Felsens festhalten konnte.

Hier sieht man zum Beispiel eines der Schilder, auf denen die Aborigines respektvoll bitten, dass man eine bestimmte Stelle des Felsens nicht fotografieren soll. Denn manche Stelle des Uluru enthalten eine Art heilige Information, die man nur am Originalplatz „lesen“ darf.

Für mich war die Wanderung um den Ayers Rock sehr spannend, weil zum einen der Berg an sich schon sehr beeindruckend ist, und man zum anderen so viel über die Geschichte und den Glauben der Aborigines erfährt.

Anstrengend waren lediglich die vielen Fliegen, die hier im Outback leben und die Wanderer umkreisen. Es ist praktisch unmöglich, ohne Fliegennetz in dieses Gebiet zu gehen.

Nur für Fotos haben wir die Netze meistens kurz abgenommen. Leider habe ich nun sehr viele Bilder, die ich zu Hause erst einmal retuschieren muss, weil sich ein paar Fliegen eingeschlichen haben.

Auch die Hitze war anstrengend, da man praktisch permanent ohne Schatten unterwegs war.

Trotzdem haben wir uns nicht abhalten lassen, nach dem Uluru noch ein zweites Naturdenkmal zu besuchen, nämlich die Kata Tjutas. Diese Felsengruppe ist viel weniger besucht.

Der Kata Tjuta Mountain ist sogar noch höher als der Ayers Rock. Wir sind eine sehr schöne Rundwanderung von acht Kilometern gegangen, bei der es auch zwei Aussichtspunkte gab. Eigentlich war die Strecke aufgrund der Hitze gesperrt, da es zwischen den Felsen noch viel heißer wird, aber da die Aborigines alle drei Kilometer Wasserspeicher bereitgestellt hatten, ging es für uns ohne Probleme.

Als wir nach zwei Stunden Wandern wieder den Parkplatz erreichten, waren wir beide ziemlich erschöpft, machten uns aber trotzdem gleich auf den Rückweg nach Alice Springs. Während der Fahrt dachte ich viel über die Aboriginal People nach.

In Alice Springs leben viele von ihnen am Rande der Gesellschaft, in sichtbarer Armut und Perspektivlosigkeit. Ich denke, dass die lange Geschichte von Enteignung und Verdrängung einen Teil der australischen Ureinwohner so sehr entwurzelt hat, dass sie auch heute darunter leiden. Dieser Kontrast tritt besonders in den Städten zutage – weniger dort, wo Gruppen wie die Anangu noch, oder wieder, in ihren traditionellen Gebieten leben.

Am Uluru hatte ich einen ganz anderen Eindruck: Dort wird das Land von den Anangu People betreut, die den Ort mit Hingabe verwalten und ihre Besucher mit Informationstafeln und Wasserstellen freundlich willkommen heißen. Hier sieht man die Stärke jener Communitys, die ihr Land und ihre Kultur bewahren konnten.

Zurück im Hostel gab es dann leider noch eine kleine Ernüchterung, nach dem ansonsten so schönen Ausflug. Jemand hatte meinen Rucksack, den ich im Lagerraum stehen gelassen hatte, geöffnet. Meine Technikbox mit meiner Tastatur wurde geklaut. Heute musste ich also auf Wunsch der Hostelleitung bei der Polizei aussagen und dann die verschiedenen Läden absuchen, um eine neue Tastatur zu kaufen. Ich habe dann schlussendlich eine halbwegs gute gefunden, doch leider erstattet das Hostel die Kosten nicht. Außerdem fehlen auf der englischen Tastatur einige deutsche Symbole wie „ä“, „ü“, „ö“, „?“ und „°C“. Diese muss ich beim Blogschreiben in Zukunft immer nachträglich einfügen. Das macht es ein bisschen aufwändiger, aber trotzdem freue ich mich, euch immer über meine Reise berichten zu können.

Nun bin ich zurück in Alice Springs und muss morgen meine Weiterreise planen. Ich werde vielleicht noch ein Weilchen in der Stadt bleiben, weil ich hier gerne auf einer (Kamel-)farm arbeiten würde.

Ich werde bald mal wieder berichten.

Bis bald
Jonas

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2 Antworten

  1. Margit sagt:

    Hallo Jonas,

    heute lese ich mal wieder deinen neuesten Blogeintrag, der inzwischen auch schon ein paar Tage alt ist. Hast du in Alice Springs Arbeit gefunden? Es ist wieder sehr interssaant, was du geschrieben hast. Die Farben des Uluru / Ayers Rock bei sinkender Sonne sind traumhaft, was wohl auch am wenig bewölkten Himmel liegt. Durchs Outback zu fahren mit diesem stundenlangen “Nichts” bzw. der Einsamkeit war sicher eine interessante Erfahrung und sicher macht es etwas aus, dass man nicht allein ist. Du hast ja richtig Glück gehabt mit “Fox” und seinem Auto – dass das so klappte. Also ich hätte mich ja nicht getraut, damit so eine einsame Strecke zu fahren. Wenn die Kiste liegen geblieben wäre……
    Fasziniert haben mich auch der Bericht deines vorherigen Eintrags und die Fotos vom GHAN und der Great Ocean Road. Als Frithjof dort wanderte, war seine Kamera kaputt gegangen und er konnte keine Bilder hochladen. Da habe ich mir im Internet alle möglichen Fotos von diesem herrlichen Küstenabschnit angesehen.
    Am Sonntag habe ich mit Frithjof gescypt, er ist ja in Sydney. Sicher hört ihr weiter voneinander. Dass Deine Tastatur geklaut wurde, ist ja ein Ding. Wieso sind die Leute dort scharf auf europäische Tastaturen?

    Alles Gute im heißen Alice Springs! Das muss ein interessanter, aber auch etwas verrückter Ort sein, was ich so aus Bill Brysons “Frühstück mit Kangurus” in Erinnerung habe.

    Viele Grüße, Margit

    • Jonas sagt:

      Hi Margit,
      Das freut mich ja dass du immer noch liest auch wenn ich jetzt LEIDER auf Frithjof verzichten muss 😀 Wir sind aber natürlich weiterhin in Kontakt und vielleicht sehen wir uns ja nochmal an der Ostküste.

      Obwohl mir Alice Springs gut gefallen hat und dort auch nette Leute waren, bin ich gestern nach Townsville an der Ostküste umgezogen. Ich glaubte dass es hier leichter sein würde Arbeit zu finden… Leider habe ich dann gestern doch ne Zusage für einen Job in Alice Springs bekommen – ein bisschen zu spät 🙁 Jetzt habe ich aber grad was anderes cooles in Aussicht, und ich denke morgen werde ich da einiges regeln können, was meinen Job angeht… Dazu schreibe ich dann sehr bald nen neuen Artikel 🙂

      Frithjof hat ja inzwischen ne neue Kamera, aber schade dass ihm die Bilder der GOR fehlen. Diese Strecke war ja landschaftlich einfach super 🙂

      Ja wegen der Tastatur hoffe ich jetzt einfach dass der Dieb genauso Probleme beim schreiben hat wie ich auf meiner neuen englischen Tastatur 🙂 Es sind halt wirklich viele Zeichen woanders bzw einige fehlen sogar ganz 🙁 Aber egal – das geht schon trotzdem noch…

      Viele Grüße nach Deutschland und danke fürs lesen 🙂
      Jonas

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