Umzug nach Perth

Liebe Leserinnen und Leser,

heute melde ich mich mal wieder aus der Ferne. Es ist inzwischen mein dritter Urlaubstag und ich befinde mich auch nicht mehr in Sydney, sondern in Perth an der Westküste. Aber der Reihe nach:

Am Freitag hatte ich meinen letzten Arbeitstag im Dachdeckereihandel. Die Abmeldung bzw. Kündigung meiner Arbeit verlief an sich problemlos, mein Chef war auch nicht enttäuscht oder sauer wegen der kurzfristigen Ankündigung. Er hat sich für meine gute Arbeit bedankt und hatte vollstes Verständnis, dass ein Backpacker auch irgendwann wieder reisen möchte. Mir tat es schon fast leid zu gehen, weil sich in der letzten Woche das Verhältnis zu den Kollegen weiter verbesserte. Auch mit meinem „Opfer“ beim Fußballspiel konnte ich mich wieder versöhnen. In der letzten Woche hatten wir uns angewöhnt, den Kühlschrank immer mit Bier zu füllen und nach Feierabend noch ein bisschen länger zu bleiben und gepflegt ein oder zwei Bier zu trinken. Dadurch lernt man sich besser kennen, als wenn man nur zusammenarbeitet. An meinem letzten Arbeitstag hat der Chef dann sogar Mittagessen für alle gekauft. Nach Schichtende habe ich mich von allen verabschiedet, und musste versprechen, regelmäßig Fotos in die Firma zu schicken.

Vielleicht werde ich ja auch immer mal Werbefotos mit dem Wakaflex-Shirt aufnehmen, das man mir mitgegeben hat.

Ansonsten habe ich die letzte Woche genutzt, um so gut es geht von Sydney Abschied zu nehmen. Diese impulsive, einzigartige Stadt, in der ich nun so lange gelebt habe, wird mir auf jeden Fall fehlen – ebenso wie alle Menschen, die ich dort kennengelernt habe.

Da sich die meisten meiner Freunde noch im Hostel befanden, bin ich eine Woche eher aus der Wohnung ausgezogen und in das Hostel zurückgekehrt. Außerdem habe ich am Wochenende und nach Feierabend noch einiges erlebt.

1. Figur-Eight-Pools

Am Sonntag bin ich mit Benjamin in den Royal-Nationalpark gefahren. Diesen Nationalpark hatte ich letztes Jahr schon einmal besucht, dieses Mal sind wir aber zum anderen, mir noch unbekannten Ende gefahren. Der Park liegt ja südlich der Stadt direkt an der Pazifikküste, und deshalb konnten wir einem kleinen Pfad folgen, der verschiedene Strände verbindet, aber vor allem zu den Figur-Eight-Pools führt. Diese Pools sind natürliche Felsenpools unterhalb einer Klippe, und nur bei Ebbe zu erreichen. Benjamin hatte für uns den Gezeitenplan gecheckt, und pünktlich zur Low Tide sind wir den Weg die Klippe hinunter gekraxelt und haben die Pools erreicht. Besonders schön und auch namensgebend ist ein Pool, der exakt die Form einer Acht (8) hat. Da viele Menschen extra wegen diesem Eight-Pool kommen, sind die meisten dann trotz winterlicher Wassertemperaturen in den Pool gesprungen. Was macht man nicht alles für ein Foto.

Benjamin und ich haben eine Stunde an den Pools verbracht, und sind dann wieder bergauf zum Weg zurückgekehrt. Auf dem Rückweg haben wir einen eher unbekannten Pfad entlang einiger Strände und durch eine Einsiedlersiedlung, hinein in den Wald, genommen.

Wir haben uns relativ bald verlaufen. Als wir dann nach einer Weile an einer Straße herauskamen, mussten wir trampen, um unseren Zug noch zu erwischen. Ich glaube, Benjamin war recht beeindruckt, denn das erste Auto, dem ich gewunken hatte, hielt sofort an. Ein neuer Rekord, auch für mich als Viel-Tramper.

2. IMAX am Darling Harbour

Am Montag bin ich mit Adrien zu einer Kinofilmvorstellung gegangen – und zwar auf der größten Leinwand, die es zurzeit auf der Welt gibt. Das IMAX im Darling Harbour hat nur einen einzigen Kinosaal, dieser würde aber locker vier oder fünf normale Säle aufnehmen. Die Leinwand wirkt erschlagend auf den Zuschauer – kein Wunder bei 1050 Quadratmetern. In 3D haben wir uns „The Legend of Tarzan“ angeschaut, einen Film, der die altbekannte Geschichte Tarzans fortsetzt und seine Rückkehr in den Dschungel beschreibt. Obwohl der Film überwiegend negative Kritiken erhielt, hat er mir recht gut gefallen. Optisch ist der Film beeindruckend, durch sehr gute Kampfanimationen zwischen Menschen und Tieren, sowie mit wunderschön animierten afrikanischen Landschaften. In der deutschen Synchronisation sind die Dialoge anscheinend ziemlich schlecht, habe ich gelesen, aber im Englischen hatte ich mit den Texten keine Probleme. Überrascht war ich eher von der schlechten Qualität des Kinos an sich. Natürlich ist die Leinwand riesig und das beeindruckt schon sehr, aber das Bild ist häufig etwas trüb und gestreift. Die Ausleuchtung der Leinwand ist also nicht optimal geglückt.

3. Konzert im Operahouse

Ein weitaus professionelleres Erlebnis hatten wir im Opera House. Aktuell findet in Sydney Australiens internationale Klaviermeisterschaft (Sydney International Piano Competition of Australia) statt. Das Finale mit sechs Teilnehmern erstreckte sich über die ganze letzte Woche. Jeder Teilnehmer hat an mehreren Abenden unterschiedliche Musikrichtungen gespielt. Die Pianisten haben ihre Stücke von existierenden Musikstücken adaptiert und eine Begleitung für das gesamte Orchester komponiert. Stellenweise hat also das Orchester gespielt, unterbrochen von sehr langen Klaviersolos. Am Mittwoch traten zwei Teilnehmer aus China sowie eine Teilnehmerin aus Kasachstan auf, die alle ein Stück von Mozart in sehr klassischem, ruhigem Stil vortrugen. Ein Stück ging dabei um die 30 Minuten. Auch wenn mir die Musik stellenweise zu ruhig war, war das Konzert ein unvergessliches Erlebnis. Immerhin konnten wir drei der sechs weltbesten Pianisten belauschen, und auch die Konzerthalle an sich sieht beeindruckend aus. Ich habe heimlich immer mal fotografiert, wurde dreimal erwischt und habe dann aufgehört, um nicht rausgeschmissen zu werden. Ich hatte sowieso nur die kleine GoPro mit reingeschmuggelt.

Ansonsten habe ich wirklich jede freie Minute zum Verabschieden benutzt. Am Dienstag hatte ich mich abends noch mit Hannah getroffen, einer Freundin, die ich damals auf der Segeltour auf den Whitsundays kennengelernt hatte. Sie war auch schon seit einer Weile in Sydney und musste die Stadt genau wie ich verlassen. Sie ist heute Morgen nach Thailand geflogen. Wir haben am Dienstag noch einen kleinen Ausflug zum Darling Harbour gemacht, und in üblicher Backpackermanier eine 6-Dollar-Pizza von Domino’s gegessen und dabei – sehr witzig – über die verschiedensten schlimmen Erlebnisse unserer Schulzeit geredet.

Am Freitag bin ich mit ein paar Freunden aus dem Hostel auch noch ein letztes Mal in Sydneys höchstes Restaurant auf der Spitze des Westfield-Towers gegangen. Mit ein paar Scotch wurde der letzte Abend in Sydney gefeiert.

Der Samstag bestand dann mehr oder weniger nur noch aus Packen und einer letzten Wanderung durch diese wunderschöne Stadt, die ich jetzt so lange nicht mehr sehen werde. Auch in Manley, dem Stadtteil, in dem meine Sprachschule lag, habe ich nochmal kurz vorbeigeschaut.

Und bereits am Samstagabend saß ich im Flugzeug, auf dem Weg nach Perth.

4. Ankommen und Einleben in Perth

Nach einem anstrengenden Flug mit Kofferkomplettkontrolle, stark beschränkter Beinfreiheit und schlechtem Schlaf stand ich mitten in der Nacht in Perth am Flughafen.

Und zum ersten Mal in meinem Leben habe ich mir ein Taxi bestellt, um mich zum Hostel zu fahren. Stolze 50 $ hat mich die knapp 15-minütige Fahrt gekostet. Aber wenigstens kam ich so recht schnell und unkompliziert im Hostel an.

Gestern und heute habe ich mich dann erstmal gründlich in Perth umgeschaut, und kann jetzt eine erste Einschätzung abgeben.

Die Stadt an sich ist leider viel weniger spektakulär, als ich erwartet hätte. Es gibt ein ganz kleines Stadtzentrum mit zwei Shoppingmalls, und eine Straße mit ein paar hochhausartigen Bankgebäuden. Ansonsten ist alles flach und recht leer. Die Stadt besteht quasi zu 99 % aus Vorstadt. Selbst Brisbane war um einiges größer und belebter, obwohl Perth ja die Hauptstadt von Western Australia ist. Aber das ist wahrscheinlich das Problem. Der Westen Australiens ist ja nicht besonders stark besiedelt, deshalb reicht diese kleine Stadt als Hauptstadt völlig aus.

Recht schön ist ein Spaziergang am Ufer des Swan Rivers, der mitten durch die Stadt fließt und dadurch das Zentrum noch weiter öffnet. Dort gibt es einige Parks, und kleine Werften. Über den Fluss hat man auch einen recht guten Blick auf die „Skyline“ der Stadt.

Hübsch ist auch der Vorort Fremantle, in dem ich zurzeit wohne. Dieser Stadtteil liegt direkt am Indischen Ozean, und ist noch relativ original in einem sehr alten Baustil erhalten. Der Überseehafen und viele hübsche kleine Fischereiwerften befinden sich hier, ebenso wie eine Uferpromenade mit hippen Restaurants und Brauereien. Ein (Bauern)markt liegt im Zentrum von Fremantle, dieser hat aber leider nur am Wochenende geöffnet.

Es kann natürlich auch sein, dass mich Perth nur deshalb so kalt lässt, weil ich vorher acht Wochen in der wohl buntesten, hektischsten und unterhaltsamsten Stadt Australiens gelebt habe. Wie dem auch sei, ich nutze meine Zeit hier also eher für ruhige Spaziergänge, langes Ausschlafen und ebenso für das Organisieren der Weiterreise. Ich habe hier in Perth zwei Franzosen und eine Deutsche getroffen, die denselben Reiseplan wie ich haben. Gemeinsam mit den dreien werde ich ab Mittwoch im Auto der Franzosen Richtung Broome hinauffahren.

Heute habe ich auch schon angefangen, verschiedene Dinge für meine Abreise zu organisieren. Mein Rentenkonto muss aufgelöst werden und ich möchte die Steuern für die letzten drei Arbeitswochen zurückverlangen. Das australische Steuerjahr endet ja immer im Juni und ich habe Anfang Juli alle meine Steuern von vor Juni zurückbekommen. Alles, was ich danach noch gezahlt habe, steht mir aber vor Ausreise auch noch zu.

Den morgigen Tag werde ich nutzen, um Rottnest Island zu besuchen. Diese kleine Insel liegt im Ozean vor Perth, ist komplett verkehrsfrei und ist Heimat zahlreicher Tierarten wie Robben und Quokkas. Manchmal ziehen Delfine und Wale im Meer an der Insel vorbei. Ich habe mir ein Fahrrad reserviert, um die circa zehn Kilometer lange Insel abzufahren, und natürlich nehme ich meine Schnorchelausrüstung mit. Vielleicht schreibe ich sogar morgen Abend direkt noch einen kurzen Beitrag, bevor dann am Mittwoch die Reise losgeht. Schaut also gern morgen wieder vorbei.

Liebe Grüße,
Jonas

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1 Antwort

  1. Ben sagt:

    Hi Jonas,

    nice that you have arrived safe and sound to Perth. It seems even smaller than Melbourne or Brisbane, but the west coast will be definitely beautiful in its own way.

    Miss you, but looking forward to hearing from your future adventures.

    Ben

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