Die letzten Kilometer

Liebe Leserinnen und Leser,

leider muss ich sagen, dass es in diesem Blogeintrag schon um die letzten Erlebnisse unserer Reise an der Ostküste geht. Denn Alex und ich sind vor kurzem (am Donnerstagmorgen) in Sydney angekommen. Wir mussten uns von unserem treuen Gefährten und fahrenden Zuhause – dem Spaceship „Mars“ – trennen. Nichtsdestotrotz hatten wir auch in den letzten Reisetagen eine Menge Spaß. Hier werde ich die letzten Stationen unserer Reise vorstellen. 

Nachdem wir Byron Bay verlassen hatten, entschieden wir uns für einen weiteren Abstecher ins Inland. Da die Küste mit ihren vielen Stränden und Dörfchen oft ähnlich aussieht, wollten wir die Gelegenheit nutzen und eine einzigartige Region Australiens besuchen:

New England

Als „New England“ wird eine Region im Norden von New South Wales bezeichnet, deren Grenzen nicht komplett festgelegt sind. Sie umfasst aber die kompletten „Northern Tablelands“ und Teile der „North West Slopes“ – beides jeweils sehr bergige Gegenden. Dementsprechend ist die komplette Region sehr hoch gelegen, teilweise mit tiefen Tälern und Wasserfällen durchsetzt, und wird außerdem großteils von Regenwald abgedeckt. An vielen Stellen wurde der dichte Wald aber gerodet, um Platz für Weideland zu schaffen.

Die New-England-Region umfasst sehr viele Nationalparks, von denen wir einige passiert und die folgenden fünf ausführlich erkundet haben: den „Washpool Nationalpark“, die „Gibraltar Range“, den „Cathedral Cave NP“, den „Styx River State Forrest“ und den „Dorrigo NP“.

Ich will aber nicht zu jedem Park ausführlich etwas schreiben, sondern nur kurz einen Eindruck vermitteln, und dann vor allem Fotos zeigen:

Wir haben in den drei Tagen in New England einige Wanderungen zwischen vier und zehn Kilometern Länge unternommen. Oft lagen die Wege richtig schön im Regenwald, und man konnte zahlreiche Wasserfälle oder Stromschnellen besuchen. Da das Land ja sehr bergig ist, gab es zwischendrin immer wieder schöne Ausblicke. Wir hätten auch zahlreiche Gelegenheiten zum Schwimmengehabt, aber das Wasser war einfach zu kalt.

Wir sind an einer Würgefeige vorbeigekommen, die ihren Wirtsbaum schon vor Jahren getötet hatte. Er war inzwischen verrottet und der Würgefeigenbaum deshalb hohl. Wie auf einer Leiter konnten wir von innen bis auf den Gipfel hinaufklettern.

Außerdem gab es an einer Stelle einen Skywalk, also einen Weg hoch über den Baumgipfeln.

Einmal haben wir auch in einem Städtchen angehalten: in „Armidale“. Es gab nicht ganz so viel zu sehen, außer einer Allee, die uns klarmachte, dass auch hier der Winter kommen wird. Auch die Temperaturen sind inzwischen stark gefallen.

Neben unseren Wanderungen im Wald habe ich auch unsere Fahrten durch die Felder sehr genossen. Oft nur auf Schotterpisten unterwegs, haben wir ständig gehalten, um Kühe oder Esel zu bewundern.

Für ein weiteres Highlight während unserer Inlandsreise hat Alex persönlich gesorgt. Als wir während einer Nachtfahrt falsch abgebogen sind, hat er versucht, auf einer sehr schmalen Straße umzudrehen. Im Dunkeln sah der Straßenrand fast wie eine Wiese aus. Dass das ein Irrtum war, merkten wir, als unser Van eine ein Meter tiefe Böschung hinab rutschte. Die Hinterräder (unser Antrieb) hingen in der Luft und der Wagen saß in der Mitte auf. Ein trauriger Anblick.

Alex stellte sich also mit einer Taschenlampe winkend an die Straße und hielt Autos an. Schon das zweite Auto war hilfreich. Drinnen saß eine Familie – der Vater in Anzughose und Hemd – mit drei Kindern zwischen 6 und 12 Jahren. Das Auto der Familie selbst war nur sehr klein, also nicht für eine Abschleppaktion geeignet, aber die Familie kannte eine Farmerin in der Nähe. Diese kam sofort hilfsbereit mit ihrem Geländewagen und einer Eisenkette.

Ein erster Bergungsversuch scheiterte, als unsere Abschleppöse mit einem lauten Krachen aus dem Auto gerissen wurde. Doch daraufhin kroch der Familienvater trotz seiner guten Klamotten unter das Auto, um ein stabiles Stahlteil zum Befestigen der Kette zu finden. Nach einem zweiten Anlauf waren wir wieder auf der Straße, und bis auf die Abschleppöse war nichts beschädigt. Insofern haben wir die Aktion als positiv protokolliert, zumal wir mit allen Beteiligten noch ein gutes Schwätzchen hielten.

Nach all diesen Erlebnissen im Inland, haben wir uns am Montagabend wieder an der Küste eingefunden.

Drei Städtchen am Meer

Entlang der Küste führt der große Pazifik Highway, den auch wir benutzten, um Richtung Sydney zu fahren. Im Laufe des Dienstages haben wir aber in drei Städtchen an der Küste Halt gemacht, die uns sehenswert erschienen.

Gefrühstückt haben wir in Crescent Head, einem kleinen Ort direkt am Strand. Die See hat hier gute Wellen zum Surfen, und auch wir nutzten die Möglichkeit, um uns im (mittlerweile sehr kalten) Meerwasser zu erfrischen – bzw. durch den Kälteschock erstmal richtig aufzuwachen.

Danach ging es weiter nach Lauriton, einem Ort an einer großen Bucht, die zur Fischerei genutzt wird. Dieser Ort hatte außer einem kleinen Lookout leider nicht viel zu bieten, also fuhren wir recht bald wieder ab, und zwar nach Forster. Hier gab es einen klitzekleinen Hafen und eine hübsche Hafenbrücke. Nach einer Wanderung nutzten wir aber die Zeit für Organisatorisches und fürs Bloggen im McDonald’s – einem der wenigen Orte, wo es sehr „gutes“ Essen, WLAN und Steckdosen zugleich gibt.

Port Stephens

Einen ganz besonderen Ort erreichten wir dann Mittwochmorgen. An der Nelson Bay liegt Port Stephens, der Überbegriff für mehrere Kommunen, die auf einer Halbinsel ins Meer ragen. Das Besondere ist, dass die Halbinsel zu einem sehr großen Teil aus Sand besteht. Riesige Wanderdünen mit beeindruckender Höhe prägen die Landschaft, soweit das Auge reicht. Wir begannen eine große Wanderung querfeldein und hatten viel Spaß. Besonders schön ist es, von einer hohen Düne zu springen und dann unten im weichen Sand zu landen. Wir haben auch ein Wettrennen die Düne hinauf gemacht, was bei ständig rutschendem Sand ein sehr großer Kraftaufwand ist.

Es gab auch eine Stelle, wo man sich Sandboards ausleihen konnte, um damit die Dünen hinunterzurodeln, das war uns aber zu teuer. Es schien eh nicht so richtig zu funktionieren, die Rodler fuhren oft im Schritttempo. Mit Anlauf von einer Düne zu hechten, war, glaube ich, wesentlich spannender.

Hunter Valley

Als letztes Ziel auf unserem Roadtrip machten wir noch einen Abstecher ins Hunter Valley. Dieses Tal in der Nähe von Sydney ist für die vielen Weinstöcke bekannt, die hier angelegt wurden. Es gibt hier unzählige Weingärten. Wir kamen zwar erst sehr spät an, weil wir uns auf den Dünen so lange aufgehalten hatten, aber wir waren trotzdem noch rechtzeitig hier, um eine Winzerei zu besuchen. Dort konnten wir die verschiedensten Weinsorten testen und fachkundig bewerten, um dann doch wieder den billigsten Wein zu kaufen. Wobei – ich habe eine recht interessante Weinsorte entdeckt. Der „Sweet Arborio“ ist eine fruchtige Eigenkreation der Winzerei „De Bortoli“ und wird nur in Zwei-Liter-Flaschen verkauft. Um mein baldiges Wiedersehen mit Benjamin in Sydney zu feiern, habe ich also eine Flasche gekauft.

Außerdem habe ich ein Jobangebot auf einer Winzerei erhalten, ein Angebot, über das ich nachdenken werde, da ich in den letzten sechs Wochen ja hohe Kosten hatte.

Am Abend sind wir noch durch die Weingärten gefahren, konnten aber in der Dämmerung nicht mehr so schöne Fotos machen.

Inzwischen sind wir leider schon in Sydney angekommen und nachdem wir unser Auto losgeworden sind, gehen wir ab heute getrennte Wege.

Alex ist am Freitagmittag zu einer Kreuzfahrt aufgebrochen, und ich werde wahrscheinlich ein bisschen in Sydney Urlaub machen und dann wieder zu arbeiten beginnen.

Ich blicke zurück auf fünf wunderbare Wochen voller schöner Erlebnisse. Und auch mit meinem Travelmate war alles super – mit Alex zu reisen war sehr angenehm. Wir haben uns schon ausgemacht, irgendwann gemeinsam Skiurlaub zu machen, um an legendäre Roadtrip-Zeiten anzuknüpfen. Ihr könnt ja auch mal den Blog von Alex besuchen.

In Sydney warten jetzt sicherlich auch schöne Erlebnisse, aber außerdem muss ich dringend meine Rückkehr nach Deutschland planen. Ich habe mich immer noch nicht festgelegt, wann ich wiederkommen will. Ich werde in Sydney mal verschiedene Universitäten in Deutschland recherchieren und anhand der Studienangebote und Studienzeiten entscheiden, wann ich wieder da sein sollte.

Ich melde mich jedenfalls bald wieder.

Liebe Grüße,
Jonas

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2 Antworten

  1. Ben sagt:

    Hi Jonas,

    great that you have finally arrived to Sydney safe and sound. As you already got aware of it is getting colder down here in the south – winter is coming.

    For sure the time in Sydney will be exciting as well. Today Sydney Vivid has begun! (http://www.vividsydney.com/)

    Regards, Ben

  2. Papa sagt:

    Na, knirscht der Sand noch zwischen den Zähnen oder ist alles wieder gut? Dachte gar nicht, dass es außer Fraser Island noch mehr solche großen Sandspielplätze gibt…
    Schön, dass das Auto heile geblieben ist! So ohne Versicherung rumzukutschen hätte ja auch doof enden können. Aber nicht umsonst steht ja da drauf “Travellers Adventures” 🙂
    Und jetzt, am Ende eurer gemeinsamen Ostküstenzeit erfahren wir, dass auch Alex ein Blog hat…? Auch dort sind ja viele schöne Bilder!
    So, dann kurier mal den Sonnenbrand bissel aus im kühlen Sydney.
    Beste Grüße

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