Central Highlands

Liebe Leserinnen und Leser,

wiedermal melde ich mich mit Neuigkeiten aus dem fernen Australien. Ich schrieb ja im letzten Artikel, dass wir in dieser Woche auf Fraser Island sein werden. Morgen ist es soweit und wir setzen mit vier Geländewagen auf die Insel über, um dort als große Gruppe drei Tage lang verschiedenste Spots anzufahren. Dazu aber am Montag mehr.

Da wir nach unserer Whitsundays-Tour noch sechs Tage Zeit hatten, bis die Fraser-Island-Tour begann, entschieden wir uns, einen Abstecher ins Inland Australiens einzubauen. Wir waren fünf Tage lang in den „Central Highlands“.

Tag 1 und 2: Von Airlie nach Clermont

Am Anfang waren wir erstmal sehr lange unterwegs. Von Airlie Beach aus sind wir entlang der Küste nach Mackay gefahren, also südwärts. Dazwischen haben wir kurz in Seaforth gehalten und ein paar Stunden an einem kleinen Strand verbracht. Das Besondere war, dass hier sehr viele Felsbrocken im Wasser lagen, wir konnten also auch ein bisschen klettern.

Wir übernachteten in der Nähe von Mackay, um am nächsten Morgen Richtung Clermont aufzubrechen. Kaum hatten wir die Küste verlassen, veränderte sich die Landschaft deutlich. Das satte Grün der Küste wich einer gelben, ausgetrockneten Landschaft. Wir näherten uns dem Outback.

Nach einer Stunde Fahrt waren wir bereits so weit in der Einöde, dass die Dörfer nur noch aus höchstens zwei Häusern bestanden. Den Tag nutzten wir, um einen Felsen zu erklimmen, der aus der flachen Landschaft herausragte. Ein recht steiler Weg führte nach oben, und vom Gipfel aus hatten wir einen weitreichenden Ausblick über die Landschaft. Am Horizont konnte man sogar schon die Highlands sehen.

Tag 3: Emerald und die Glemfields

Früh am Morgen ging es weiter nach Emerald. In der einsamen Landschaft ist Emerald eine überraschend große Stadt. Die Stadt erfüllt vor allem Verwaltungsaufgaben und hat touristisch gesehen nur bedingt etwas zu bieten. Der botanische Garten und der alte Bahnhof waren schnell angesehen, interessant ist aber mit 22 Metern Höhe der größte „Sonnenblumen“-Gemäldenachbau der Welt. Da in der Nähe der Stadt lange Sonnenblumen angebaut wurden, hat man als Symbol das berühmte Bild von Vincent van Gogh in der Stadtmitte nachgebaut.

Dass Emerald vor allem als landwirtschaftlicher Dreh- und Angelpunkt der Region dient, beweist auch der „Lake Maraboon“ – einer der größten Stauseen Australiens –, der hier gleich um die Ecke liegt. Dieser ermöglichte es, in Emerald eine ertragreiche Baumwollindustrie zu etablieren.

Interessant ist aber, dass es in der ganzen Gegend sehr viele Mienen gibt. Ein paar große Unternehmen bauen Kohle ab, aber vor allem gibt es viele Privatpersonen, die ihre eigene Saphirmine unterhalten. In der Nähe von Emerald liegen die „Glemfields“, eine Region, in der man sehr viele Saphire finden kann.

Wir haben an einer Führung in einer Saphirmine teilgenommen und dadurch einen sehr guten Eindruck gewonnen. Die Saphire liegen in einer Tiefe von ungefähr 20 Metern auf einer festeren Gesteinsschicht und sind von vielen Metern lehmigem Sandboden bedeckt. Mithilfe von Hacken, und heutzutage Presslufthämmern, kann man einen Stollen in diese Tiefe graben und dann nach den Saphiren suchen. Auf Höhe der Gesteinsschicht gibt es dann viele verzweigte Tunnel, die den Lagestätten der wertvollen Steine folgen. Dazwischen gibt es immer wieder Tunnel nach oben, um den Abraum und vor allem die Saphire hinaufzubefördern.

Die Edelsteine findet man aber unter Tage nicht so leicht. Da man Saphire am Glanz erkennt, braucht man Sonnenlicht, um sie zu durchleuchten. Aus dem Stollen wird also eimerweise Kies hinaufgeschafft, der dann an der Oberfläche mithilfe von Sieben und Wasser in verschiedene Gesteinsgrößen getrennt wird. Die Saphire werden von Hand ausgelesen.

Diesen Kies konnte man in dieser Mine auch erwerben und sich dann selbst auf die Suche machen.

Unsere Gastgeberin erklärte, dass sehr viele Menschen in den Glemfields in ihrer eigenen Mine graben. Niemand würde andere Menschen einstellen, weil sich die Bergarbeiter nicht gegenseitig vertrauen. Wer Glück hat, kann mit seiner eigenen Miene aber schnell großes Geld machen.

Tag 4 und 5: Carnavon Gorge

Die eigentlichen Highlands erreichten wir erst am vierten Tag. Wir sind in die Berge gefahren, die wir seit zwei Tagen schon am Horizont sahen. Im „Carnavon National Park“ gibt es den „Carnavon Gorge“, eine 15 km lange und recht tiefe Schlucht, die von einem kleinen Fluss in den Fels geschnitten wurde. Am Eingang der Schlucht gibt es einen sehr gemütlichen Campingplatz, auf dem wir übernachteten. Die zwei Tage im Gorge verbrachten wir ausschließlich mit Wandern.

Entlang der Schlucht gibt es verschiedene Sehenswürdigkeiten. Ein paar Lookouts, aber besonders interessant: zwei von Aborigines bemalte Felswände. Die Gemälde zeigen vor allem Hände, Boomerangs, die Eier des Emus (das Totem des ansässigen Stammes), Muscheln sowie Netzmuster zum Andenken an Verstorbene.

Des Weiteren gab es in den Seitenarmen der Schlucht schöne Wanderziele, z. B. einen natürlichen Felskessel, der als „Amphitheater“ bezeichnet wurde, sowie einen „Moosgarten“ in einem besonders feuchten Seitental.

Tag 6: 1770 und Bundaber

Da nun die Fraser-Tour schon ganz nah bevorsteht, haben wir uns an Tag 6 – heute – wieder auf den Weg zur Küste gemacht. Auf dem Weg zu Rainbow Beach, unserem Startpunkt morgen, haben wir zuerst das kleine Örtchen „1770“ besucht. Es ist der einzige Ort weltweit, dessen Name nur aus Zahlen besteht. Grund dafür ist, dass James Cook hier im Jahr 1770 zum ersten Mal Australien betrat. Er ankerte in der Bucht vor dem Ort, die bei Ebbe ein bisschen an den Whitehaven Beach erinnert, weil dann so viele Sandbänke freiliegen. Versteckt hinter den Sandbänken schien dieser Platz damals perfekt geeignet zum Anlegen. Heute ist der Ort zwar hübsch, aber nicht wirklich sehenswert. 1770 besteht im Prinzip nur aus einem Strand und einer Hauptstraße.

Als Nächstes sind wir nach Bundaberg gefahren. Dieser Ort ist schon in seiner Aufmachung sehr industriell. Hier werden die Aggrargüter der umliegenden Farmer verarbeitet. Es gibt eine Zuckermühle, die berühmte „Bundaberg Gingerbeer Brewery“ und die „Bundaberg Rum Destillerie“. Der Bundaberg Rum wird jährlich mit Preisen überhäuft (2016: Rum des Jahres) und zählt seit langem zu den allerbesten Rummarken der Welt. Wir haben voller Spannung eine Tour durch die Destillerie gebucht. Dort angekommen wurden wir erstmal ein bisschen ernüchtert. Die Fassade des Hauptgebäudes war hinter einem Bauzaun versteckt.

Und in der Destillerie durften wir auch nicht fotografieren. Ich selbst habe nun einen guten Überblick über riesige Melasse-Tanks, große Rumfässer und die Destillierung, kann diesen aber nicht weitergeben. Fotos waren nur am Ende bei der Verkostung erlaubt. Jeder hatte einen Gutschein für zwei Shots erhalten, und selbstverständlich haben wir als Erstes den teuersten Rum probiert. Da aber purer Schnaps nicht jedermanns Sache ist, verschenkten einige Tourteilnehmer ihre Gutscheine. Ich hatte also die Gelegenheit, sieben verschiedene Kreationen aus der Destillerie zu kosten. Empfehlen kann ich den „Tropical Rum“ – der schmeckt ein bisschen nach Ananas und Kokosnuss und ist deshalb ungemixt angenehmer zu trinken.

Nach diesem sehr spannenden, lehrreichen und durststillenden Nachmittag fuhren wir weiter nach Rainbow Beach. Hier werden wir noch eine Nacht bleiben und morgen nach Fraser Island übersetzen.

Nach einem hoffentlich angenehmen Abenteuer auf der Insel werde ich mich wieder melden.

Bis bald,
Jonas

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