Rückkehr aufs Mainland
von Jonas · 31. Januar 2016
Liebe Leserinnen und Leser,
schön, dass ihr wieder meinen Blog besucht. Ich habe zwar erst am Freitag einen Artikel gepostet, aber da ich heute Tasmanien verlassen habe und in den letzten zwei Tagen auch sonst recht viel passiert ist, schreibe ich heute wieder.
Wie ihr wisst, waren wir zuletzt im „Freycinet“-Nationalpark und ich hatte geschrieben, dass es stark regnete. Nachdem ich Freitagmorgen um 01:30 Uhr in meinen Schlafsack gekrochen war, hatte sich der Regen noch verstärkt. Unser Zelt war diesen Wassermassen nicht wirklich gewachsen, also war in kürzester Zeit nur noch der vorderste halbe Meter meines Schlafsacks halbwegs trocken. Frierend und durchnässt haben wir diese Nacht im Halbschlaf durchgestanden, nur um am nächsten Morgen festzustellen, dass es eine regelrechte Überschwemmung gab. So viel hatte es in Tasmanien seit Jahren nicht mehr geregnet und viele Gebäude im Ort hatten ordentlich was abbekommen. Der Supermarkt zum Beispiel war geflutet. Und nicht nur das: Die Regenströme haben auch viel Schlamm in den Häusern verteilt. Wir waren regelrecht froh, dass wir ohnehin nach Hobart zurückmussten, und stiegen also voller Vorfreude auf ein trockenes und warmes Bett am Freitagmittag in den Bus. Auch die Fahrt war ein aufregend, denn viele Wiesen waren überschwemmt und Bauernhoftiere standen brusttief im Wasser. Kleine Bäche wurden zu großen Flüssen, und an manchen Stellen waren die Straßen überflutet. Einige Autos kamen schon nicht mehr weiter, aber der Bus hat sich selbst durch tiefere Flüsse gekämpft. Gespannt schauten wir aus dem Fenster und waren froh, bald in Hobart zu sein. Aber: Schon bald sagte der Busfahrer, dass die Straße vor uns unter einem Erdrutsch begraben sei und man leider nicht weiter könne. Er entschied sich umzukehren und einen anderen Weg zu suchen. Aber schon fünf Minuten später erfuhren wir, dass alle Straßen hinter uns ebenfalls unpassierbar seien. Wir steckten also in einem winzigen Dorf fest und wurden dann auch gleich in einer Art Flüchtlingslager untergebracht. Zusammen mit anderen Reisenden saßen wir in einer alten Turnhalle, unsicher, ob die Feuerwehr die Straße wieder beräumen kann oder ob wir hier übernachten müssten. Immerhin wurden wir von den liebevollen und besorgten Dorfbewohnern bekocht und umsorgt, sodass es allen recht gut ging. Nach fünf Stunden des Wartens kam dann sogar noch der Oberpolizist mit der frohen Botschaft, dass die Straße (vorübergehend) befahrbar sei. Wir sind also ganz schnell aufgebrochen und hatten es bis zum späten Abend doch noch nach Hobart geschafft, wo der Regen weit weniger Schaden angerichtet hatte. Sinnbild dieses Tages war für mich ein „Be careful when wet“-Straßenschild, das völlig freigespült am Straßenrand im Matsch lag.
Hier mal ein Bild von einem eigentlich kleinen Flüsschen, das durch den Regen zu einem richtigen Strom anwuchs. Solche Flüsse spülten dann sogar Bäume frei und schleppten extrem viel Müll mit.
Jedenfalls hatten wir abends doch noch ein gutes Bett, nur leider konnte Frithjof nicht ganz glücklich werden, weil sein schmerzender Fuß (ihr erinnert euch) mittlerweile noch stärker weh tat und er kaum noch richtig gehen konnte. Er hat also am selben Abend noch einen Arztbesuch organisieren müssen. Er ist am Samstag sofort mit dem Taxi zum Arzt gebracht worden, wo sich herausstellte, dass er sich irgendwie den mittleren Zeh angebrochen hatte. Wahrscheinlich durch die Belastung von letzter Woche geschwächt, hat der ungünstige Sprung über einen Bach dem Zeh den Rest gegeben. Er hat nach einem ganztägigen Marathon in verschiedenen Praxen nun zwei Krücken und sieht immer sehr lustig aus, wenn er mit seinem Backpack durch die Straßen hüpft. Er genießt es zwar ein bisschen, jetzt oft bedient zu werden, aber natürlich hoffen wir, dass es schnell heilt, weil er ja eigentlich schon nächste Woche weiterreisen möchte.
Während Frithjof also damit beschäftigt war, ging ich gestern noch in Tasmaniens wohl bekanntestes Museum – das MONA oder ausgeschrieben das „Museum of Old and New Art“. Dieses Kunstmuseum ist wohl eines der provozierendsten Museen der Insel. Es geht komplett um moderne Kunst, nur gelegentlich ist ein altes Kunstwerk ausgestellt, um den Vergleich mit der heutigen Kunst zu schaffen. Kontrovers ist es, weil viele Kunstwerke meiner Meinung nach den Wahnsinn des Menschen ausdrücken sollen. Skulpturen von zerreißenden Körpern aus Wachs, ein am Galgen erhangenes Steinpferd oder ein Totenschädel aus vertrockneten Insekten sind gute Beispiele dafür. Einen deutschen Porsche gab es auch – ebenso wie eine echte Mumie und wirklich interessante Fotos vom Scan der Mumie.
Der Pop-Art des Künstlerduos „Gilbert & George“ war eine ganze Etage gewidmet. Die Bilder waren zwar ein bisschen verrückt, aber noch das am wenigsten Ungewöhnliche des Museums.
Bezeichnend fand ich auch, dass das Buch über das Museum den Titel „The Bullshitbook“ trägt. Schön war jedoch die Architektur. Das Museum steht auf einer Halbinsel und ist in den Felsen hineingebaut. Man startet oben in einer recht kleinen Hütte und fährt mit dem Fahrstuhl in die drei unterirdischen Stockwerke. Das Museum wirkt wie eine riesige Halle aus Stein.
An einer Wand gibt es sogar eine Installation, die aus Wassertropfen fallende Wörter formt.
Das Museum hat mir gut gefallen, auch wenn ich mich permanent fragen musste, welches wahnsinnige Genie für die Schaffung dieser Werke verantwortlich war. Der Besuch im MONA lohnt sich auf jeden Fall, wenn man in Hobart ist.
Und damit war leider unsere Zeit in Tasmanien schon wieder vorbei. Heute Morgen flogen wir zurück nach Melbourne. Da Tasmanien komplett unter Wolken lag, haben wir erst bei der Landung in Melbourne von unserem Fensterplatz profitieren können.
Angekommen in Melbourne haben wir erst mal im Hostel eingecheckt und während Frithjof daheimblieb, bin ich noch durch die Stadt gezogen. Ich habe zuerst den „Queen Victoria Market“ besucht, einen sehr großen Markt in einer riesigen Halle, wo hauptsächlich Chinesen verkaufen. Gemüse, Obst, Fleisch, Fisch, Käse, Wein und extrem viel Ramsch bekommt man hier sehr günstig. Außerdem sind viele Straßenmusiker, -künstler und „‑künstler“ unterwegs.
Danach habe ich mir die Streetart Melbournes angeschaut, für die die Stadt bekannt ist. Im Internet habe ich eine gute „Wanderroute“ durch die Stadt gefunden, die an den besten Kunstwerken vorbeiführt. Gemeint sind Graffiti, aber auch einige grotesk eingerichtete Schaufenster oder Kneipen können durchaus als Kunst durchgehen. Hier eine kleine Auswahl aus meiner unendlich großen Fotosammlung der melbournschen Streetartperlen:
Interessant waren auch die verschiedenen Menschen, denen man hier begegnet. Musiker, viele Touristen und sogar ein Hochzeitspaar waren in der bunten Kulisse unterwegs.
Nach einer langen Wanderung durch die Stadt hatte ich das Gefühl, ein wunderschönes Freiluft-Kunstmuseum besucht zu haben. Ich bin begeistert von dieser kultigen Stadt, und irgendwie erinnert mich diese hippe, leicht alternative Stadt sehr an die Dresdner Neustadt.
Ich habe leider nur noch bis Mittwoch Zeit für weitere Erkundungen, da ich dann meine Reise ins Herz des Landes fortsetzte. Doch diese Zeit werde ich nutzen, um so viel wie möglich zu sehen. Mittwoch starte ich (ohne Frithjof) nach Adelaide, und von dort ist es dann nur noch ein Schritt zum Eyers Rock, dem einsamen Felsen in der Mitte des Outbacks.
Es wird also schon bald wieder viel zu berichten geben.
Bis bald,
Jonas

Hallo Jonas,
mann o mann, da seid ihr ja gerade noch so weggekommen, von der Insel. Krass wie viel Wasser zusammen-kommen kann, wenn es mal ein, zwei Tage kräftig regnet. Beim Elbehochwasser 2002 hat es ja auch “nur 3 Tage” gegossen und dann war alles zu spät. Da kann es einem schon anders werden.
Übel was teilweise unter dem Begriff Moderne Kunst alles gemacht wird. Zeigen die in dem Glaskasten ein totes Tier während der Verwesung? Abgesehen davon, das “die Idee” keineswegs neu ist (hab ich so ähnlich mal im Oktogon gesehen), viel geschmackloser gehts kaum. :kotz:
Das Schwarz/Weiß Foto finde ich übrigens genial. Hast du das auch geschossen, Jonas?
Schön, das es dir in Melbourne so gut gefällt, auch wenn dein Kumpel die Stadt gerade nicht so genießen kann. Gute Besserung an ihn, unbekannterweise.
Meine Erinnerungen an diese Stadt bestehen aus den leckersten Mangos die ich je gegessen habe,
einer großen Diskothek (angeblich die größte auf der südlichen Halbkugel) in einem ehemaligen Kino,
einer verlorenen, nicht eingelösten Wette (eine Kiste Bier in Deutschland) mit einer deutschen Reisenden wobei ich nicht mehr weis worum es ging, riesigen Tannenbäumen und Weihnachtsmännern im Hochsommer in der Fußgängerzone und einem Kneipenbesuch mit einem Engländer wo ich mich bei einer Art Ego Shooter Spiel blamiert habe, weil ich nichts getroffen habe und viel zu langsam war.
Ich wünsche dir noch paar schöne gemeinsame Stunden mit Frithjof in der Stadt und dann ne schöne Weiterreise nach Adelaide.
Viele Grüße von Claudia, Felix und Lilli
Hallo Jonas,
deinen letzten Eintrag lese ich erst heute und ich freue mich, dass du nochmal so ausführlich vom Hochwasser, vom MONA und von Melbourne schreibst! Dass Frithjof nun mit Krücken ausgestattet ist, schrieb er letztes Woche in seiner Email, echt bedauerlich. Auch dass ihr euch trennen musstet, aber nun geht es eben wieder anders und spannend weiter. Evtl. schaue ich nicht mehr so häufig in deinen Blog, werde dafür aber immer zurück lesen, wenn ich mal dabei bin. Du machst das echt toll mit den Bildern und wie du die Eindrücke schilderst. Das schult journalistische Fähigkeiten und Reisebuchautor werden wäre ja auch noch was ;-).
Die Fotos vom Streetart sind beeindruckend, so was kriegt man ja sonst in kaum einer Stadt zu sehen, also wo das touristisch regelrecht gefördert wird? Die Welt braucht ein paar verrückte Sachen, deswegen gibt es wohl auch das MONA-Mueum. Sonst wäre manches einfach zu langweilig und zu normal. Jedenfalls wecken deine Berichte immer wieder Lust am Auch-mal-so-reisen.
Nun naht schon das Outback, da wünsche ich dir ganz viel Freude und nicht zu viel Hitze!
Gruß, Margit