Auf Tasmaniens Dächern
von Jonas · 23. Januar 2016
Liebe Leserinnen und Leser,
nachdem wir am Montag noch in Hobart am Strand waren, haben wir uns am Dienstag schon auf den Weg in einen der Nationalparks Tasmaniens gemacht. Frithjof und ich waren von Dienstag bis Freitag wandern bzw. bergsteigen. Was wir dabei so erlebt haben, versuche ich nun in chronologischer Reihenfolge zu erzählen:
1. Wandern am „Lake St. Clair“
Am Dienstagmorgen sind wir mit dem Bus von Hobart aus in den „Cradle Mountain – Lake St. Clair – National Park“ gefahren. Durch diesen riesigen, sehr bergigen Park führt der „Overland Track“ – Tasmaniens berühmtester Wanderweg. Da dieser aber 200 Dollar Eintritt kosten würde, haben wir uns stattdessen entschieden, am Ufer des sehr großen „Lake St. Clair“ zu wandern. Dieser See liegt inmitten der Berge und der Wanderweg führt durch einen ziemlich verwilderten Wald, der fast schon einem Dschungel gleicht. Besonders beeindruckend waren für mich die vielen Baumfarne: riesige Farnpflanzen auf Baumstämmen, die uns beim Wandern immer wieder ins Gesicht schlugen. Gestartet sind wir Dienstagmittag zu dritt: Frithjof, ich und der Brite Tom, den wir im Bus getroffen hatten. Beladen mit unseren Rucksäcken ging es los. Jeder hatte ungefähr 20 Kilogramm Gepäck. Dabei waren viele Sachen nützlich, wie zum Beispiel Zelt, Schlafsäcke und Essen für sechs Tage. Manches mussten wir aber unnötigerweise mitnehmen (zum Beispiel die Schnorchelausrüstung), einfach weil wir keinen Lagerplatz gehabt hätten.
Der Weg war relativ kurz, mit nur 12 Kilometern. Nach nicht einmal drei Stunden erreichten wir einen hübschen kleinen Strand am See, der gleichzeitig als Campground diente. Es gab hier eine kleine Hütte, in der man schlafen könnte, diese war aber recht stickig und modrig. Also schlugen wir unsere Zelte auf und haben den restlichen Abend mit Baden, einer weiteren Wanderung ohne Rucksack, Kochen und Architektur verbracht. Ein paar Touristen haben kurz mit einem Boot angelegt und unser Zeltlager bestaunt, waren dann aber nach 10 Minuten wieder weg, sodass wir den ganzen Campground ungestört für uns hatten.
Nach einer gemütlichen Nacht am See haben wir uns aber beeilt, den ganzen Weg zur Straße wieder zurückzugehen, denn für Frithjof und mich war diese Wanderung am See entlang nur die Erwärmung. Wir haben uns an der Straße per Anhalter zu einem weiteren Nationalpark bringen lassen, um einen der schwierigsten Tracks auf Tasmanien in Angriff zu nehmen.
2. Besteigung des „Franchmans Cap“
Im „Franklin-Gordon-Wild-Rivers-Nationalpark“ befindet sich der vierthöchste Berg Tasmaniens, der „Frenchmans Cap“. Ein sehr wilder Pfad führt durch Regenwälder, Steppen und über viele Berge zu diesem Gipfel. In der Regel braucht man drei bis fünf Tage, um den 1443 Meter hohen Felsgipfel zu erreichen und zurück zur Straße zu kommen. Die Strecke ist zwar nur 24 Kilometer lang (also insgesamt 48 Kilometer), aber weil es sehr viele steile Passagen gibt, dauert es recht lang.
Da wir Mittwoch erst nachmittags gestartet sind, kamen wir nur bis zu ungefähr einem Drittel der Strecke. Der Weg führte durch relativ dichten, aber nicht zu ungewöhnlichen Wald, und an einem Fluss mit einer Hängebrücke schlugen wir unser Zelt auf. Zum Abendessen gab es Nudeln, die über einem kleinen Gasherd schnell gekocht wurden.
Am nächsten Tag haben wir uns zeitig auf den Weg gemacht, weil wir es bis zum Abend auf den Gipfel schaffen wollten. Bepackt mit 20 kg sind wir also weiter, und der Pfad führte über steppenartige Wiesen, durch sehr verwilderte Regenwälder, und schlussendlich ging es für mehrere Stunden nur noch steil bergauf. Es war sehr anstrengend, die Rucksäcke auf diesem ohnehin schwierigen Weg zu transportieren, besonders wenn es bergauf ging. Schon bald hatten wir beide schmerzende Schultern und vom vielen Laufen zerstörte Füße. Aber trotzdem war der Weg wunderschön, besonders als wir eine gewisse Höhe erreicht hatten und auf einem Felskamm über die ganze weite Landschaft mit ihren Bergen, Tälern, Flüssen und Seen schauen konnten.
Gegen Abend hatten wir dann endlich die Hütte erreicht, die direkt unter dem Gipfel gebaut worden war. Das Häuschen liegt an einem winzigen See, weit über all den anderen Tälern in der Gegend. Von hier aus führt ein kleiner, steiler Weg auf den Gipfel. Noch am selben Abend sind wir auf den Gipfel gestiegen (Dauer für einen Weg: circa eine Stunde). Wir haben oben eine sehr schöne Aussicht und ein Gespräch mit dem ehemaligen Schotten bzw. Wahlaustralier Jim genossen.
Doch sehr schnell zogen Wolken auf, und deshalb sind wir nach 20 sehr schönen Minuten auf dem Gipfel durch den immer kälter werdenden Wind hinunter zu unserer Hütte gelaufen. Es gab noch ein Abendessen und ein paar Gespräche mit einem Italiener und zwei australischen Kletterern, aber dann fielen wir müde und erschöpft ins Bett.
Am nächsten Morgen sind wir dann sehr früh zurückgegangen, denn wir wollten gern am Abend wieder im über 200 Kilometer entfernten Hobart sein. Also sind wir in der Früh wieder aufgebrochen, obwohl noch alles im dichten Nebel lag.
Aber da es auf dem Rückweg ein bisschen mehr bergab ging als bergauf, kamen wir recht schnell voran. Die Füße schmerzten durch das zusätzliche Gewicht immer stärker und auch die Rucksäcke fielen uns ganz schön zur Last. Doch unsere Motivation war es, am Abend noch in Hobart in die Pizzeria zu gehen. Nach ungefähr acht Stunden hatten wir die 24 Kilometer durch dichten Regenwald, weite Steppen und steile Bergpfade endlich bewältigt.
3. Zurück nach Hobart
Doch damit endet das Abenteuer nicht. Zurück auf dem Parkplatz wurden erstmal die Abnutzungen geprüft. Unsere Füße waren ziemlich zerscheuert, ich hatte zwei beschädigte Nägel. Auch die Schulter hatte ein bisschen was abbekommen.
Aber das ist natürlich nichts im Vergleich zu der eindrücklichen Tasmanien-Wilderness-Erfahrung, die wir machen konnten. Die unberührte Natur und besonders die endlos weiten, bergigen Landschaften waren für mich sehr beeindruckend.
Wir haben uns dann an die Straße gestellt, um einen netten Autofahrer zu finden, der uns aus dem Nationalpark herausfährt in einen der näheren Orte, von wo man dann vielleicht einen Bus nach Hobart gefunden hätte. Leider kamen in 90 Minuten nur sieben Autos, sodass wir eine ernüchternde Trampererfahrung hatten.
Doch endlich hielt ein netter älterer Mann an, und es stellte sich heraus, dass er ohnehin auf dem Weg nach Hobart war. Er hat uns also kostenlos bis nach Hobart gefahren und uns sogar noch zu unserem Hostel gebracht.
Am Abend gab es sogar noch die ersehnte Pizza!
Nun hatten wir noch den gesamten Samstag für einen schönen Stadttag in Hobart, aber morgen (Sonntag) werden wir uns wieder aufmachen, um die Ostküste der Insel zu bereisen. Diesmal liegt die Priorität aber mehr auf Schwimmen und Tauchen als auf Wandern.
Liebe Grüße,
Jonas

Da habt ihr ja eine ordentliche Strecke hinter euch, und das in so kurzer Zeit. Sind aber wieder schöne Landschaften und schöne Bilder. Ich hoffe du zeigst mir auch mal die Fotos, die du hier nicht alle reinstellen kannst, wenn du wieder zurück bist. 🙂
Mann, mann, mann – dass meine 10-EUR-Treter aus dem A&V noch mal so weit in der Welt rumkommen…! Da lässt sich`s sogar fast verschmerzen, dass die nicht so ganz passen, oder? 🙂
Na jedenfalls gute Erholung wieder im Salzwasser!
Und verratet bloß niemandem, das ihr die Taucherflossen durch das Gebirge geschleppt habt!
Hallo Jonas, mal wieder ein Gruß aus Radeberg. Ich verfolge ja regelmäßig deine Reiseberichte und erzähle sie dann dem Opa (der hat es nicht so mit dem PC).
Die körperlichen Anstrengungen, die ihr so macht, wiegen sicher die herrliche Landschaft und das Gesehene auf.
Erholen und Füße auskurieren kann man auch später noch. Australien ist ja weit weg und so schnell wirst du dieses schöne Land nicht gleich wiedersehen, es sei denn du findest den Traumshop und bleibst dort.
Natürlich freuen wir uns aber auch auf deine Rückkehr.
Sei ganz lieb gegrüßt von Carmen und Opa und halte die Ohren steif und die Kamera auf das es weiter so tolle Fotos gibt.
Hallo Jonas,
mit Spannung lese ich weiterhin deine tollen Reiseberichte! Ich finde es prima, was ihr so tolles erlebt.
Die Eindrücke sind unbezahlbar… Jedes mal wenn ich deine Berichte lese begleite ich deine Reise etwas. Toll! Mach weiter so! … Und gönne deinen Füßen etwas Erholung…
Viel Freude weiterhin, reist sicher und bis zu deinen nächsten Berichten 🙂
Liebe Grüße aus Radeberg
Hallo Jonas und Frithjof,
das kann ich mir vorstellen, dass die lange Wanderung mit Gepäck bergab zwar schneller ging als hoch, aber dennoch Schmerzopfer forderte. Vielleicht könnt ihr das fürs nächste Mal doch berücksichtigen und weniger Gepäck mitnehmen, wenn ihr an die gleiche Stelle zurück müsst. Trotzdem kann ich mich den Vorgängern (Schreibern) nur anschließen: es ist faszinierend zu lesen und anzuschauen, was ihr erlebt. Danke für die Mühe des Blogführens und Frithjof soll doch bitte trotzdem Bilder auf mega.nz hochladen.
Viele Grüße aus Langebrück mit schon wieder schmilzendem Schnee.
Margit
Hallo Jonas,
eine schöne Tour habt ihr da wieder gemacht. Tolle Landschaft, tolle Fotos.
Kein Wunder, dass ihr da so flott durchgerauscht seid. Die schweren Rucksäcke will man möglichst schnell wieder absetzen und ankommen.
Da hättet ihr aber auch noch ein paar Bilder auf dem Gipfel mit Taucherausrüstung machen können.
Eure Brücken werden auch immer größer. Heißt das, du übst schon ein wenig für unser zukünftiges Unternehmen? (Alternative Naturbrücken GbR Geisler&Kafka)
Ich wollte heute mit Felix wieder zum Fußball ins Dynamostadion. Aber die vor 6 Wochen ausgedruckten Tickets sind nicht mehr auffindbar. Ein Jammer.
Viele Grüße Erwin
Nachtrag zum Fußball: Konnten doch noch rein ins Stadion. Habe zwar die Tickets nicht gefunden, aber für 3 € Bearbeitungsgebühr konnten wir mit Abbuchungsbeleg und Ausweis an der Kasse ne neue Eintrittskarte erwerben. Und das Spiel: 3:0 für Dresden gegen Mainz 05 II. Dresden führt jetzt wieder mit 10 Punkten Vorsprung in der 3. Liga. Also alles gut 🙂